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Tirol – nicht nur Tourismusstandort

Dorf Tirol ist neben Schenna eine Tourismushochburg im Burggrafenamt. Doch das Dorf bietet mehr: Seit den 1990ern floriert das Handwerk in der Zone Zenoberg, ergänzt durch eine starke Landwirtschaft und zahlreiche Traditionsbetriebe im Ortszentrum.
von Philipp Genetti

Die Geschichte von Dorf Tirol ist eng mit dem Land Tirol verbunden. Im 12. Jahrhundert errichteten die Grafen von Tirol ihren Stammsitz, Schloss Tirol, die dem Land schließlich seinen Namen gab. Unter Graf Meinhard II. (reg. 1258–1295) wurde die politische Macht weiter gefestigt. Der Begriff „dominium comitis Tyrolis“ tauchte erstmals 1248 auf und gilt als Geburtsstunde des Landes Tirol. 1363 vermachte die letzte Gräfin von Tirol, Margarete Maultasch, das Land den Habsburgern. Die Residenz der Landesfürsten verblieb zwar zunächst noch auf Schloss Tirol, doch im 15. Jahrhundert verlagerten sich politische und wirtschaftliche Zentren zunehmend nach Norden. Innsbruck entwickelte sich aufgrund seiner zentralen Lage und wirtschaftlichen Dynamik zur neuen Hauptstadt. Die Verlegung der Residenz war ein strategischer Schritt, um bessere Verbindungen zu den habsburgischen Erblanden zu nutzen und eine stärkere Kontrolle über das gesamte Tiroler Territorium zu gewährleisten.

Zeugen der Vergangenheit – Tirols Baudenkmäler
Schloss Tirol: Die bewegte Geschichte des Ortes spiegelt sich bis heute in zahlreichen historischen Bauwerken wider – allen voran Schloss Tirol, die Stammhaus der Grafen von Tirol. Heute beherbergt es das Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte und beeindruckt mit romanischen Portalen, Wandmalereien und bedeutenden archäologischen Funden. Besonders sehenswert sind die Fresken der Burgkapelle sowie die reich verzierten Marmorportale.

Die Brunnenburg ist ein weiteres bedeutendes Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert, heute Sitz eines Landwirtschaftsmuseums. Bekannt wurde sie auch als ehemaliger Wohnsitz des US-amerikanischen Dichters Ezra Pound.
Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer im Ortszentrum wurde erstmals 1164 urkundlich erwähnt. Sie vereint romanische und gotische Elemente und beeindruckt mit einem Taufstein aus Laaser Marmor sowie einer Secco-Malerei aus dem Jahr 1480. Die seelsorgerische Leitung obliegt Pfarrer Edmund Ungerer, einem geschichtsinteressierten Geistlichen, der in der Gemeinde hohes Ansehen genießt.
Die kleine St.-Ruprechtskapelle am Aichweg, ist eine der ältesten Kirchenbauten Südtirols mit Ursprüngen im 9. Jahrhundert.
Das ehemalige bischöfliche Knabenseminar „Johanneum“ ist ebenfalls pägend, steht aber seit 2001 leer. Trotz zahlreicher Ideen – unter anderem eine luxuriöse Seniorenresidenz – bleibt die Zukunft des Gebäudes ungewiss.
Schloss Thurnstein, früher als „Thurm Platzleid“ bekannt, befinder sich im Ortsteil St. Peter. Es wurde von Graf Meinhard II. an Konrad Milser als Lehen übergeben und wechselte bis ins 17. Jahrhundert mehrfach den Besitzer. Im 18. Jahrhundert erwarb die Familie von Egen aus Meran das Anwesen und erweiterte es. Bis heute ist das Schloss in Familienbesitz; das frühere Wirtschaftsgebäude dient heute als Hotel mit Restaurant.

Vom einfachen Dorf zur Tourismushochburg
In den 1950er-Jahren setzte in Dorf Tirol ein regelrechter Tourismusboom ein.
Die Lage oberhalb von Meran, das milde Klima und die geschichtsträchtige Kulisse zogen immer mehr Besucher an. Heute verfügt das Dorf über ein 70 Kilometer langes Wegenetz, das von botanischen Promenaden und Themenwegen bis hin zu hochalpinen Routen im Naturpark Texelgruppe reicht. Zahlreiche kulturelle Veranstaltungen bereichern das touristische Angebot: Der Tiroler Kulturfrühling, das Weinfestival VinoCulti im Burglehenpark, die Soireen sowie die Schlossfestspiele auf Schloss Tirol zählen dazu. Sie verbinden Tradition mit Moderne und machen die Kultur im Dorf erlebbar.

Wirtschaft und Leben in Tirol
Ende 2024 zählte das Dorf 2454 Einwohner. Das Gemeinschaftsleben wird von zahlreichen Vereinen geprägt – von Musikkapellen über Sportvereine bis hin zu kulturellen Gruppen wie der Maultaschen Theaterwerkstatt, der Volksbühne Dorf Tirol oder der engagierten Tiroler Schützenkompanie. Während viele Einheimische in der Tourismusbranche oder außerhalb der Gemeinde tätig sind, spielt auch die Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Handel, Dienstleistungen und Handwerk bilden weitere wichtige wirtschaftliche Säulen. Seit der Erschließung der Handwerkerzone Zenoberg in den 1990er-Jahren haben sich dort zahlreiche Betriebe angesiedelt – darunter Schlosser, Maler, Elektriker und andere Gewerke, vielfach mit langjähriger Familientradition. Im Ortskern konzentrieren sich die meisten Betriebe entlang der Hauptstraße von der Pfarrkirche bis zum Aussichtspunkt an der Falknerpromenade.