Die Fiaker von Meran
13. Mai 2025
Der Feuer- salamander
13. Mai 2025
Alle anzeigen

Eine schwierige Namenssuche

Wer in Schenna den Schlossweg entlang spaziert, kommt nicht nur am Hotel Erzherzog Johann vorbei, sondern auch am Schloss, das seit dem 19. Jahrhundert mit dessen Namen verbunden ist und den Grafen von Meran gehört.

Der Burggraf Petermann von Schenna war ein führender Beamter am Hof von Margarethe Maultasch. Er war reich, mächtig und erfreute sich der Gunst der Landesfürstin. Mitte des 14. Jahrhunderts erlaubte sie ihm, in Schenna eine neue Burg zu bauen. Das Grundstück dazu war bereits ausgewählt und Petermann konnte mit dem Bau beginnen. Dieser bestand aus dem Ost- und Südflügel des heutigen Schlosses sowie einem Wehrturm, dessen Lage nicht mehr genau bestimmt werden kann. Über die Hochzeit von Petermanns Tochter Adelhaid kommen die Starkenberger auf die Burg. In diese Zeit fällt die Auseinandersetzung zwischen König Sigismund und Herzog Friedrich mit der leeren Tasche. Schloss Schenna wurde belagert und trotz Verhandlungsversuche müssen die Starkenberger ihr Anwesen vorerst räumen. Als 1452 der letzte ihres Stammes stirbt, wird das Schloss verpfändet. Wenig später stürzt der Wehrturm ein und wird nicht wieder aufgebaut. In den folgenden Jahrhunderten wechseln sich die Besitzer immer wieder ab. 1844 kaufte es schließlich Erzherzog Johann und überließ es seinen Nachkommen, den Grafen von Meran.

Die Suche eines Namens
Als der Erzherzog, ein Enkel von Maria Theresia, 1829 endlich seine geliebte Anna Plochl heiraten konnte, standen die Habsburger vor einer schwierigen Frage. Anna war die Tochter des Postmeisters von Aussee und die Ehe damit keineswegs standesgemäß. Dass der Nachwuchs aus dieser Verbindung Mitglied des Hauses Österreich wurde, war daher ausgeschlossen. Daran änderte auch nichts der Titel Freiin von Brandhofen, den Anna erhalten hatte und für den sie umgerechnet fast 80.000 Euro bezahlen musste. Zehn Jahre nach der Hochzeit kam endlich Sohn Franz auf die Welt. Die Frage nach dessen Namen war noch immer nicht gelöst. Sein Vater machte sich auf die Suche und wurde dabei sogar von Fürst von Metternich unterstützt, der ihn zuvor jahrelang bespitzeln ließ. Der neue Name sollte in keiner Weise auf eine Verwandtschaft mit den Habsburgern hindeuten. Man suchte bei den im Mittelalter regierenden Häusern von Tirol, Kärnten und der Steiermark und kam schließlich auf Andechs-Meranien. Berthold III. nannte sich im 12. Jahrhundert als erster Herzog von Meran, wobei sich dies auf seine küstenländischen Besitzungen in Istrien und Dalmatien bezog und nicht auf die spätere Kurstadt Meran. 1844, da war der kleine Franz bereits fünf Jahre alt, wurde er von Kaiser Ferdinand I. in den erblichen Grafenstand erhoben.

Der Sohn im Schatten
Franz blieb ein Einzelkind. Da sein Vater oft auf Reisen war, verbrachte er seine Kindheit in erster Linie bei der Mutter. Im Unterschied zu anderen seines Standes kam er mit zehn Jahren nicht in eine Kadettenanstalt, sondern erhielt Unterricht von Hauslehrern. Seine Kindheit und Jugend waren von häufigen Ortswechseln geprägt, u.a. lebte er 1848/49 in Frankfurt, wo sein Vater als Reichsverweser der Nationalversammlung vorstand. Einen Kontakt mit seinen 38 habsburgischen Cousins und Cousinen gab es in dieser Zeit nicht. Erst mit seiner Volljährigkeit änderte sich dies. Er hielt sich oft und auch gerne in Wien auf, mit Kronprinz Rudolf verband ihn eine enge Freundschaft. Einige Jahre nach dem plötzlichen Tod seines Vaters, dessen Stiftungen er mustergültig verwaltete, ehelichte er Theresia von Lamberg, mit der er sieben Kinder hatte. Obwohl er eigene Akzente setzte, u.a. war er Mitbegründer des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien, blieb er im Schatten seines Vaters, zu dem er eine innige Beziehung pflegte. Franz Meran war zeitlebens ein begeisterter Tiroler und trug stets den Adler der Tiroler Landstände. Er starb 1891 während eines Kuraufenthalts in Abbazia. Begraben ist er zusammen mit seiner Frau und seinen Eltern im von ihm in Auftrag gegebenen Mausoleum – nicht allzu weit entfernt vom Schlossweg. Christian Zelger