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Abschied von Papst Franziskus

Der Tod von Papst Franziskus hat die Agenda von Parlament und Regierung völlig durcheinandergebracht. Fünf Tage lang wurde Rom zum Beichtstuhl der Welt: Staatschefs, Delegationen, rote Teppiche und Absperrungen an jeder Straßenecke. Italien trauerte – und präsentierte sich zugleich in seinem besten Gewand, um Geschichte zu schreiben.

Auch das Parlament wollte sich diesen Moment nicht entgehen lassen und hielt eine gemeinsame Gedenksitzung für den verstorbenen Papst ab. Wer jedoch eine Abfolge von Trauerbekundungen und Floskeln erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Die erste politische Wortmeldung kam von den Bänken der Mitte-Links-Koalition. Elly Schlein und Giuseppe Conte erhoben den Zeigefinger: „Heute feiert ihr Papst Franziskus, aber als er noch lebte, habt ihr euch die Ohren zugehalten. Seine Appelle zu Migration, Umwelt und Armut habt ihr nicht hören wollen.“ Doch das Wort „Heuchelei“ fiel nicht nur auf einer Seite: Auch aus dem Regierungslager kam die Kritik, die Linke feiere Franziskus nur dann, wenn es ihr passe und vergesse dabei gern seine Einstellung zu Themen wie Abtreibung und Sterbehilfe.

Nicht alle auf der rechten Seite wollten außerdem nur in positiven Erinnerungen schwelgen. Eine Vertreterin der Lega nannte Franziskus eine komplexe Persönlichkeit, die nicht immer leicht zu verstehen sei und die letztlich nur die Zeit beurteilen könne. Übersetzt aus der Politikersprache: Man solle ihn mit Respekt verabschieden, aber ohne übertriebene Begeisterung.
Premierministerin Meloni schloss mit zurückhaltenden Worten und begab sich dann, wie viele andere ParlamentarierInnen, in den Pe­ters­dom, um dem Toten am offenen Sarg die letzte Ehre zu erweisen. Die Stimmen, die zuvor den Saal von Montecitorio erfüllt hatten verstummten, unter der Kuppel des Vatikan.

Und in dieser Stille formte sich das bleibende Bild dieser Tage: Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj, die sich nicht an einem Verhandlungstisch, sondern auf zwei Stühlen in der Mitte der Kirche die Hand reichen. Fast, als würde der eine dem anderen die Beichte abnehmen.
Die Politik zelebrierte diese Tage mit der Ehrfurcht vor großen Anlässen und hielt die Tagespolitik gut verschlossen im Kämmerlein. Aber schon am Tag nach der Beerdigung waren die alten Parolen zu hören, als wäre nichts geschehen. Niemand machte sich die Illusion, dass eine Hommage – so feierlich sie auch sein mag – wirklich einen Kurswechsel im politischen Umgang einleiten könnte. Und Franziskus selbst hätte das wohl auch nicht verlangt: er wusste nur zu gut, dass solche Wunder nicht einmal den Heiligen abverlangt werden können, schon gar nicht italienischen PolitikerInnen.