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Von Mailand nach Rabland

Das Bauwerk, das er gestiftet hat und für das er heute noch bekannt ist, befindet sich interessanterweise nicht in der Straße, die seinen Namen trägt. Ansonsten wäre die St.-Jakob-Kirche in Rabland in der Hans-Guet-Straße zu suchen. Blicken wir auf Kirche und Stifter.
Der Kalender zeigte den 21. November 1891, als man in Rabland die kleine St.-Jakob-Kirche nach aufwändiger Restaurierung eingesegnet hatte. Zwei fähige Handwerker aus Partschins hatten u.a. neue Fenster eingesetzt, die Sakristei zweckmäßig vergrößert und diese mit einem eigenen Eingang versehen. Der Meraner Dekan Sebastian Glatz nahm die Einsegnung als bischöflicher Delegierter zusammen mit fünf weiteren Priestern vor und der Chor von Partschins begleitete das feierliche Hochamt. Die Geschichte des spätgotischen Gotteshauses beginnt aber schon vier Jahrhunderte zuvor.

Eine engagierte Familie
Begonnen hatte alles mit den beiden Brüdern Hans und Gaudenz Guet. Die Familie stammte aus Mailand, hieß ursprünglich wohl Bon und hatte sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Rabland niedergelassen. Damals trug der Ort noch den Namen Guntraun, der heute in der Wegbezeichnung „Cutraunstraße“ fortlebt. Schon Lorenz Guet, wahrscheinlich der Vater von Hans und Gaudenz, hatte sich für das Wohl der Gemeinde eingesetzt. Hans und Gaudenz arbeiteten als Zolleinnehmer und ließen um 1520 auf eigene Kosten eine kleine Kirche erbauen. Im Jahr darauf wurde diese dem Hl. Jakobus und der Hl. Margareta von Antiochia geweiht. Aus demselben Jahr stammt auch die kleine Glocke, die nun als Zügenglöckchen dient, das nach dem Tod eines Gemeindemitglieds geläutet wird. Hans Guet hatte sich schon zuvor als Kirchpropst der Pfarrkirche St. Peter und Paul um deren finanziellen Angelegenheiten gekümmert. Dass er gut mit Geld umgehen konnte, zeigte sich auch daran, dass er eine ganze Reihe von Liegenschaften besaß. Dazu gehörten das Freihaus, heute Neuwirt, der neben der Kirche liegende Strasserhof, das Mühlgut, das Krämerhaus und zwei nicht mehr existierende Güter. Hans, der als rechtschaffen und klug galt, nahm seinen wirtschaftlichen Erfolg und sein weltliches Vermögen nicht als selbstverständlich hin, sondern als Anlass, Gott dafür zu danken und eine Kirche zu stiften.

Die Guet’sche Stiftung
Der Bau eines Gotteshauses ist eine Sache, dessen Erhalt eine andere. Das wusste Hans Guet, der in den Quellen auch als Hans Maurer oder Hans Guet Maurer auftaucht.
So stiftete er 1555 das Mühlgut mit einem ansehnlichen Grundbesitz, um damit die Instandhaltung der Kirche und den Unterhalt eines Priesters zu finanzieren. Dafür wurde nach seinem Tod jeden Monat und an den Festtagen der Kirchenpatrone eine Messe für ihn gelesen. In der Stiftung werden darüber hinaus noch weitere wohltätige Zwecke festgelegt. Jedes Jahr sind am Kirchtag 3 Zentner Fleisch, 8 Star Roggen und Salz zum Unterhalt der Armen zu reichen. Das schon genannte Krämerhaus wurde zudem als Heim für Arme, Kranke und Bedürftige zur Verfügung gestellt – die Ursprünge des Partschinser Seniorenheims „Johann Nepomuk Schöpf.“

Der Aus- und Umbau
Die Kirche befindet sich schon lange nicht mehr im Urzustand. Die beiden besonders schönen Sonnenuhren mit jeweils zwei Wappen lassen sich auf das Jahr 1598 datieren. Der barocke Altar beispielsweise stammt aus dem 18. Jahrhundert, einer Zeit, in der das Kirchlein seiner gotischen Rippen beraubt wurde. Vom gotischen Flügelaltar sind nur mehr drei Statuen erhalten, jene der beiden Kirchenpatrone und eine Muttergottes. 1828 wurde das Türmchen mit niederem Viereckhelm aufgesetzt. Seit den 1960er Jahren verfiel die St.-Jakob-Kirche jedoch zunehmend. Erst durch die beherzte Renovierung 1977/78 konnte das Gotteshaus wieder eine würdige Aufgabe übernehmen. Es wird nun als Totenkapelle genutzt und steht seit 1980 unter Denkmalschutz.
Christian Zelger