Der Maler mit dem „weltberüembten Pembsl“

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Der Maler mit dem „weltberüembten Pembsl“

Er gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Maler des Barock. Überregional bekannt und geschätzt hinterließ er ein beeindruckendes Werk von Tirol über Tschechien bis nach Russland. Wer eine ihm gewidmete Straße sucht, wird in Lana fündig werden.
Ein junger Welsberger war 1712 gezwungen zu heiraten. Seine Braut war hochschwanger und brachte zwei Monate nach der Hochzeit ein Kind zur Welt. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn dies nicht Auswirkungen auf seine Familie gehabt hätte. Seine Eltern mussten ihr kleines Haus verlassen, und mit ihnen noch zwei Brüder. Einer von ihnen war der erst 14-jährige Paul Troger. Dessen Taufpate arbeitete als Verwalter im Schloss Welsberg und kümmerte sich um die schwierige Angelegenheit. Über Vermittlung der Grafen von Firmian kam Paul in Cavalese unter. Doch der Reihe nach.

Paul Troger wurde am 30. Oktober 1698 in Welsberg als sechstes von sieben Kindern des Schneiders und Mesners Andreas und dessen Frau Maria Pracher geboren. Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen, aber schon in jungen Jahren fielen Pauls Fähigkeiten auf. Mit großer Ausdauer widmete er sich dem Zeichnen. Man erzählte sich später, dass kein Stück Papier vor ihm sicher war und die eine oder andere weiße Mauer mit Holzkohle bekritzelt wurde. So erhielt er vom Maler Matthias Durchner, der selbst keine Werke hinterlassen hat, seinen ersten Unterricht. Die Grafen von Firmian erfuhren, wie erwähnt, von Pauls vielversprechendem Talent und schickten ihn nach Cavalese ins Fleimstal. Dort kam er in die Obhut des Priesters und Malers Giuseppe Alberti. Nach drei Jahren zog es ihn, wie so viele andere aufstrebende Künstler, nach Venedig. Giovanni Battista Piazzetta wird heute noch als einer der angesehensten Künstler des 18. Jahrhunderts geschätzt. Er wurde sein Lehrer und Vorbild. In den folgenden Jahren begab sich Paul auf Wanderschaft, um seine Ausbildung zu erweitern und erste Auftragsarbeiten anzunehmen. Jakob von Thun und Hohenstein, Bischof von Gurk und ein weiterer Förderer, hatte ihm eine Studienreise durch Italien ermöglicht. Um 1727 schuf er sein erstes Hauptwerk, das Hochaltarbild und das Kuppelfresko in der Kajetanerkirche in Salzburg.

Das zweite große Ziel – nach Venedig – war Wien. Hier residierte Kaiser Karl VI., Vater der Maria Theresia, hier lebten viele große Künstler seiner Zeit. Mit seinem Tiroler Landsmann, dem Architekten Joseph Munggenast, arbeitete er häufig zusammen. Überregionale Bekanntheit erlangte er durch seinen „Triumph der Pallas Athene und Sieg über die finsteren Mächte“ an der Decke des Marmorsaals im Stift Melk. Die meisten Werke schuf er danach in niederösterreichischen Klöstern, Kirchen und Schlössern. Auch das Privatleben kam nicht zu kurz. Mit Anna Maria Schraub gründete er eine Familie. Die allem Anschein nach glückliche Ehe endete nach neun Jahren mit Annas frühem Tod. Der Witwer blieb einige Jahre lang allein. Sein letztes großes Werk führte ihn 1748 zurück in seine Heimat. Im Brixner Dom malte er die im Stil zukunftsweisenden Deckenfresken. Die Wahl war nicht auf ihn gefallen, weil er aus Tirol stammte, sondern „weilen sein Pembsl in ganz Europa vor anderen sonderbar in Fresko berüembt“ war. In den letzten zwölf Jahren seines Lebens entstanden hingegen hauptsächlich Ölgemälde. 1753 heiratete er dann erneut. Der Vater seiner Braut Franziska Schasser war in den Diensten der Grafen von Firmian, die zu seinen ersten Unterstützern gehörten. Drei Jahre lang bekleidete er zudem das Amt des Rektors an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Bis dahin hatte er bereits über 200 Schüler unterrichtet, die nun im Donauraum malten. Troger starb am 20. Juli 1762 im 64. Lebensjahr in Wien und wurde in der Schottenkirche beigesetzt. Als Meister von Licht und Schatten und der Farben bleibt er in Erinnerung. Sein „Troger-­Blau“ fasziniert bis heute.

Christian Zelger