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12. Januar 2024
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Das Jahr 2024

Ein neues Jahr beginnt, und man wünscht sich so allerlei. Rückblickend war das vergangene Jahr kein einfaches. Zumindest weltpolitisch war es ein schwieriges Jahr. Wie war 2023 für Sie persönlich? Vielleicht ist es die Wucht der epochalen Ereignisse, die von diesem Jahr besonders in Erinnerung bleiben wird. „Hoffnungslos hoffnungsvoll starten wir ins neue Jahr“, habe ich mal gelesen.
von Josef Prantl

„Krisenmodus“ lautet das Wort des Jahres 2023. Das gab die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ bekannt. „Antisemitismus“ landete auf Platz zwei. Statt Krisenmodus brauchen wir 2024 aber Zuversicht. Eine positive Erzählung für das neue Jahr fällt momentan zwar noch schwer. Der Nahostkrieg braucht dringender denn je eine Lösung, aber bisher hat niemand einen Plan dafür. Im Ukraine-Krieg sieht es auch nicht gut aus. Ein Ende ist nicht absehbar. Europa zieht es ins rechte Lager. In den Niederlanden hat mit Geert Wilders ein Politiker die Wahlen gewonnen, der mehr für seine Ausländeranfeindungen bekannt ist. In Österreich soll die rechtspopulistische FPÖ bei den kommenden Nationalratswahlen am 29. September Nummer Eins werden. Seit Monaten halten sich die Freiheitlichen unter Herbert Kickl in allen Umfragen an der Spitze. Ungarn unter Viktor Orban übernimmt dazu noch im Juli die EU-Ratspräsidentschaft. Das Parlament zeigt sich besorgt, wie Ungarn, das immer wieder gegen demokratische Werte und rechtsstaatliche Regeln der Union verstößt, diese Aufgabe glaubwürdig wahrnehmen kann. Und Südtirol erhält seine erste Mitte-rechts-Fünferkoalition.

Das Superwahljahr
Auf der politischen Bühne hat das neue Jahr viel zu bieten. 2024 stehen weltweit wichtige Wahlen an: Europa, die USA, Russland und Indien wählen, dazu das von China bedrohte Taiwan und Afrikas größte Volkswirtschaft Südafrika. Die Welt steht im neuen Jahr vor fundamentalen Herausforderungen – vor allem die US-Wahlen haben Potenzial für ein Erdbeben. Aber auch im Europäischen Parlament, in Taiwan, in Indien und Südafrika werden die Weichen für die Zukunft gestellt. „Die Attacken auf die Grundwerte werden 2024 zunehmen, zahlenmäßig und in ihrer Intensität“, lauten die Befürchtungen vieler Demokraten. In Österreich, in ganz Europa und in den USA.
„Wir werden viele Orbans bekommen“, sagte Österreichs Gesundheitsminister Johannes Rauch kürzlich in einem Interview. Sie heißen Wilders, Le Pen, Kickl oder Weidel und können das liberale Europa zur „illiberalen Festung“ umbauen. 2024 wird weltpolitisch gesehen spannend.

Wahlen zum Europaparlament
Nach fünf Jahren ist es für die EU wieder so weit: Die Europawahl findet vom 6. bis 9. Juni statt. Das Europäische Parlament vertritt die Bürgerinnen und Bürger der 27 EU-Mitgliedstaaten und hat weitreichende Befugnisse, wie z. B. die Mitwirkung an der Gesetzgebung in der EU oder demokratische Kontrollrechte in Bezug auf die EU-Institutionen. Italien ist derzeit durch 76 Mitglieder im Europäischen Parlament vertreten. Südtirol vertrat bisher der SVP-Abgeordnete Herbert Dorfmann im Unionsparlament. Weil 2022 zwei EU-Abgeordnete der Lega ins römische Parlament gewählt wurden, rückte der Leiferer Matteo Gaz­zini nach. Wer alles im neuen Parlament vertreten sein wird, wissen wir in einem halben Jahr.

Rechtsruck in Europa?
Eines zeichnet sich jetzt schon ab: Europa erlebt einen Rechtsruck. Die Rechtsparteien arbeiten schon seit längerem an einer Zusammenarbeit, um zur führenden Kraft in Europa zu werden. Derzeit gibt es im EU-Parlament zwei Fraktionen, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind: die EKR-Fraktion und die ID-Fraktion. Die EKR (Europäische Konservative und Reformer) stellt 66 Abgeordnete; mit neun Abgeordneten sind Fratelli d‘Italia die zweitgrößte nationale Delegation. Die zweite Fraktion des rechten Spektrums ist die ID (Identität und Demokratie). Sie umfasst derzeit 62 Abgeordnete aus acht Mitgliedsstaaten. Die stärkste nationale Delegation stellen die 25 Abgeordneten der italienischen Lega, gefolgt von Marine Le Pens Rassemblement National mit 18 Abgeordneten. Auch die AfD (Alternative für Deutschland) mit ihren neun Europaabgeordneten gehört der ID-Fraktion an, ebenso wie die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) mit neun Abgeordneten.
Die 11 Abgeordneten der ungarischen Fidesz-Partei waren Teil der Fraktion der christdemokratischen Europäischen Volkspartei (EVP), wurden aber ausgeschlossen. Sie werden sich wohl auch wie die polnische PiS dem rechten Lager anschließen. Sollten sich die rechten Fraktionen im neuen Parlament verbünden, dann würde sie damit einen starken Block bilden. „Die Europawahlen werden eine Richtungsentscheidung für unseren Kontinent sein“, sagt Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Präsidentenwahl in Russland und in den USA
Vom 15. bis 17. März soll in Russland der Präsident gewählt werden. Mehr Schein als Wahl, denn Wladimir Putin wird weitere sechs Jahre im Amt bleiben. Zum fünften Mal übrigens. Der 71-Jährige hatte dafür eigens die Verfassung ändern lassen. Kreml-Kritiker bezeichnen die Wahl als Parodie. Nach Angaben der Wahlbehörden hätten sich bisher 16 Kandidaten für die Präsidentschaftswahl angemeldet. Die Wahl soll auch in den vier teilweise von russischen Streitkräften besetzten ukrainischen Regionen und auf der 2014 annektierten Halbinsel Krim abgehalten werden. Der nationalistische frühere Separatistenführer, Militärblogger und Kreml-Kritiker Igor Girkin, der wegen öffentlicher Auf­rufe zum Ex­tre­mis­mus im Gefängnis sitzt, hat eine Kandidatur angekündigt. Der in­haf­tierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny wurde bereits 2018 von der Kan­didatur für politische Ämter gesperrt. Wir erinnern uns: Putin wurde an Silvester 1999 vom damaligen Präsidenten Boris Jelzin zu seinem Nachfolger ernannt. Seither bestimmt er die Geschicke Russlands als Präsident oder – nach einem strategischen Zug mit Dmitri Medwedew –zeitweise als Ministerpräsident. Wenn Putin eine weitere sechsjährige Amtszeit im Kreml beendet, wird er Josef Stalin überholen, der die Sowjetunion von 1924 bis 1953 führte. Putin wäre dann der am längsten amtierende Staatschef Russlands seit Zarin Katharina der Großen im 18. Jahrhundert.

Von weltpolitischer Bedeutung
Wirklich spannend wird es in den USA. Am 5. November finden die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten statt. Dann wird der 60. Präsident gewählt werden, aber auch das gesamte Repräsentantenhaus mit 435 Sitzen und etwa ein Drittel des Senats (34 Sitze von 100). Am 20. Jänner 2025 kommt es zur Vereidigung des neuen US-Präsidenten. Für die Demokraten will Amtsinhaber Joe Biden (81) erneut antreten. Wer ihn herausfordert, steht noch nicht fest. Haushoher Favorit ist aber Ex-Präsident Donald Trump (77), der sich allerdings in den kommenden Monaten etlichen Prozessen stellen muss. Trump ist noch weiter nach rechts gerückt und auch immer brutaler in seiner Rhetorik – unter anderem gegen politische Gegner und Mi­granten. Die zahlreichen Prozesse und Skandale konnten seiner Popularität in der Partei allerdings bisher nichts anhaben. Sollte es zu einem Duell Tramp-Biden kommen, träfen die beiden ältesten Kandidaten der amerikanischen Geschichte aufeinander: Trump wäre bei der Wahl 78 Jahre, Joe Biden knapp 82 Jahre alt. Bereits gegenwärtig ist Biden der älteste Amtsinhaber überhaupt. Im Fall einer Wiederwahl würde er diesen Rekord weiter ausbauen: Er wäre bei Amtsende im Jahr 2029 etwa 86 Jahre alt.

Sportliche Höhepunkte und Jubiläen
Zum Glück gibt es neben der Politik noch einige andere Höhepunkte im neuen Jahr. Zum Beispiel Gedenktage: Sie halten Erinnerungen wach, sind Weckrufe und helfen zu verstehen, was und wer wir sind. 2024 hat eine Reihe erinnerungswürdiger Jubiläen vorzuweisen. Der Haflinger Zuchtverband etwa be­geht das 150-Jahr-Jubiläum des Haflingers und seiner Südtiroler Herkunft gebührend festlich. Höhepunkte sind unter anderem eine Landesausstellung von rund 150 Pferden, ein Festumzug und ein Weltkongress Ende Mai bzw. Anfang Juni. Pesaro wird Kulturhauptstadt Italiens 2024, wie Kulturminister Dario Franceschini mitteilte und eine Million Euro zusagte. Vor 25 Jahren wurde der EURO als Buchgeld eingeführt und vor 20 Jahren wurde Facebook gegründet. Vor 75 Jahren kam es zur Gründung der NATO und der zwei deutschen Staaten BRD und DDR. Vor genau 100 Jahren starben der russische Revolutionär Lenin und der Schriftsteller Franz Kafka. Meran erinnert heuer mit vielen Veranstaltungen an den berühmten Kurgast. Vor 300 Jahren ist Immanuel Kant geboren. Weit über seine Zeit hinaus hat der Philosoph die deutsche und europäische Geistesgeschichte geprägt. In Philosophie, Kunst, Literatur, Politik und Gesellschaft hat Kant zahlreiche Spuren hinterlassen. Angesichts der globalen Herausforderungen, vor denen auch Europa steht, ist Kants Werk von einer Relevanz, die wohl von keinem anderen Philosophen erreicht wird.

EURO 2024 in Deutschland
Gleich zwei Höhepunkte hat die Sportwelt 2024 zu bieten. Ganz Europa wird vom 14. Juni bis zum 14. Juli vom Fußballfieber erfasst. Nach 1988 wird Deutschland zum zweiten Mal eine Europameisterschaft austragen. Zehn Stadien stehen als Austragungsorte bereits fest. „Die EM ist Anlass, um europäische Werte wie Nachhaltigkeit, Freiheit und Frieden, aber auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Mittelpunkt zu stellen“, sagte die deutsche Sportministerin Nancy Faeser. Die 51 Spiele wurden auf 10 Austragungsorte verteilt. Die meisten Begegnungen finden in Berlin, Dortmund und München statt, einige auch in Gelsenkirchen und Leipzig. Die Halbfinale werden in München und Dortmund gespielt, das Finale am 14. Juli im Olympiastadion in Berlin. 24 Teams sind dabei, darunter auch Titelverteidiger Italien. Mit einem Remis gegen die Ukraine hat es sich mit Ach und Krach für die EM noch qualifiziert. „Wir sind wieder da! Wir sind überglücklich, weil wir wieder da sind, wo wir hingehören“, sagte Torhüter Gianluigi Donnarumma nach der Partie. Der Titelverteidiger träumt sogar bereits von einer Titelverteidigung. Nach dem Verpassen der WM 2018 in Russland und 2022 in Katar leidet die italienische Fußballseele schon zu lange.

Olympische Sommerspiele in Paris
Pausenlos geht es im Juli sportlich weiter: Vom 26. Juli bis zum 11. August finden die 33. Olympischen Sommerspiele in Paris statt. Die Hauptstadt Frankreichs ist zum dritten Mal Gastgeberin des größten Sportanlasses der Welt. Mit einer großen Parade sollen am 26. Juli die Spiele auf der Seine eröffnet werden. In den folgenden Wochen werden dann mehr als 10.000 Athleten aus aller Welt in 32 verschiedenen Sportarten gegeneinander antreten. Erstmals soll die gleiche Anzahl an Männern und Frauen teilnehmen. Bisher sind Athleten aus 137 Nationen qualifiziert. Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus dürfen wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine nur als neutrale Athleten antreten. Eine Neuheit stellt die Sportart „Breakdance“ dar, erstmals wird damit auch ein Tanzsport als Disziplin bei Olympischen Spielen gelten. Im Wesentlichen werden bereits bestehende Wettkampfstätten genutzt. Die insgesamt 35 verschiedenen Austragungsorte liegen jeweils nicht weiter als zehn Kilometer vom Olympischen Dorf entfernt. Mit der Aufnahme der Sportarten Breaking (Breakdance), Surfen, Klettern und Ska­te­boarden ins Programm soll der Blick in die Zukunft gerichtet werden. Die Sportarten sollen insbesondere jüngere Generationen begeistern. Insgesamt stehen für die Spiele mehr als zehn Millionen Tickets zum Verkauf. Rund vier Milliarden Euro werden die Spiele den Franzosen kosten, von denen etwa 1,2 Milliarden Euro vom In­ternationalen Olympischen Komitee beigesteuert werden.

Und bei uns?
2024 sieht es in Italien nach einem Jahr der Veränderungen im Bereich der Einkommenssteuer aus. Ab heuer gibt es nämlich nur mehr drei Steuersätze. Für ein Jahreseinkommen bis 28.000 Euro gilt ein Steuersatz von 23 Prozent, bis 50.000 Euro ein Satz von 35 Prozent und für ein Einkommen über 50.000 Euro beträgt der Steuersatz 43 Prozent. Was die Rente betrifft, wird es unterm Strich immer schwieriger, früher in Rente zu gehen. Für den Vorruhestand wird eine 104er-­Quote eingeführt. Ab dem zweiten Kind ist der Kindergartenbesuch kostenlos. Darüber hinaus, so Meloni, werde der Staat die Sozialbeiträge an Mütter mit meh­reren Kindern zahlen. Die Rai-Gebühr bleibt weiterhin bestehen, wird jedoch reduziert von 90 auf 70 Euro. Auch die Brücke über die Straße von Messina wird mit 12 Milliarden finanziert. Wer aber glaubt, dass 2024 etwas Entspannung in der Geldbörse bringt, macht die Rechnung ohne den Wirt. Laut dem italienischen Verbraucherschutzverband Co­da­cons bringt das neue Jahr satte Teuerungen. Für Familien werden laut einer Hochrechnung Mehrkosten von knapp 1000 Euro fällig.

Willkommen im Sonnenjahr 
Und was sagt die Astrologie zum neuen Jahr? Durchatmen, denn wir haben das Mars-Jahr 2023 überstanden! Nach einem Auf und Ab sind wir bereit für Neues. Nach dem Mars regiert die Sonne die kommenden 366 Tage – 2024 ist also ein Lichtjahr. Die Planeten nehmen das wörtlich: Sonne bringt Licht ins eigene Leben, wo­durch plötzlich Wege auftauchen, die völlig neue Perspektiven für die Zukunft aufzeigen. Aber die Sonne beleuchtet auch Schattenseiten, die wir gerne ganz tief im letzten Winkel unserer Seele verstecken. 2024 ist das Jahr, um diese dunklen Seiten aufzuarbeiten und endlich den Ballast der Vergangenheit loszuwerden. So erklärt es uns jedenfalls die bekannte deutsche Astrologin Claudia Graf-­Khounani im Jahreshoroskop in der Onlineausgabe von „Glamour“.