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Der italienische Held aus Südtirol

Jannik Sinner führte Italien zum Davis-Cup-Sieg, ein Erfolg, auf den das italienische Tennis seit 1976 gewartet hatte. Jannik Sinner hat aus seinen Südtiroler Wurzeln nie einen Hehl gemacht und mit seinen sportlichen Erfolgen seine Verbundenheit mit der Squadra Azzurra bewiesen. Das hat ihn allerdings nicht vor einer Reihe von Vorwürfen im Zusammenhang mit seiner Herkunft bewahrt.

Als er im September nicht an einem Wettkampf der Azzurri teilnahm, mit der Begründung, er müsse sich für seine bevorstehenden Verpflichtungen schonen, wurde er umgehend des Landesverrats bezichtigt. Denn Sinner fühle sich nicht als Italiener. In welcher Sprache denkt er eigentlich? fragten einige Kommentatoren. Als er dann durch seine sportlichen Leistungen das Finale des ATP-Turniers erreichte und im Davis-Cup siegte, änderte sich die Einstellung.

Die führende italienische Sporttageszeitung schrieb, dass Sinner mit dem Gewinn des Davis-Cups endlich „die Schönheit entdeckt, einer von uns zu sein und sich als Italiener zu fühlen“. Der Zusammenhang der hier hergestellt wurde, ist nicht nachvollziehbar.Durch einen Sieg wird ein Südtiroler plötzlich ein waschechter Italiener?

Tatsache ist, dass sich Italien mit unserer Andersartigkeit immer noch schwer tut. Es quält sie die Frage, ob wir uns als Italiener fühlen oder nicht. Selbst uns ParlamentarierInnen wird immer wieder diese Frage gestellt. Nach dem Gewinn im Davis-Cup sang Sinner mit seinen Mannschaftskameraden die italienische Hymne. Auch das wurde als Symbol für seine „Bekehrung“ gewertet.

Doch Sinner wurde 2001 geboren, drei Jahre nach dem Fall der Brennergrenze und der Einführung der europäischen Freizügigkeit, neun Jahre nach der Lösung der Südtirol-Frage zwischen Italien und Österreich vor der UNO. Sinner gehört zu jener Genera­tion, die ihre eigene Identität im europäischen Sinne interpretiert.

Er ist Teil der deutschen Kultur und gleichzeitig italienischer Staatsbürger, was bedeutet Europäer zu sein und sich als solcher zu fühlen. Da kommen mir die Worte von Silvius Magnago in den Sinn: „Ich bin Deutscher, meine Heimat ist Österreich, aber ich bin italienischer Staatsbürger und ich will ein guter italienischer Staatsbürger sein“.