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Familien in ihrer Vielfalt fördern

Gemeinsam mit Wegbegleiterinnen und -begleitern hat Familienlandesrätin Deeg auf 10 Jahre Familienfördergesetz zurückgeblickt und als Ziel das Familienland Südtirol bekräftigt.

Seit 10 Jahren gibt es mit dem Familienförderungsgesetz ein Rahmengesetz, durch dessen Maßnahmen Südtirols Familien begleitet, gefördert und unterstützt werden. In Bozen wurde heute (17. Mai) zurück- und vorausgeblickt: Mit jenen, die das Gesetz gestaltet haben, die das Gesetz mit Leben füllen und mit jenen, die das Gesetz weiterentwickeln. Dabei standen Alt-Landesrat Richard Theiner, Netzwerk-Elki-Präsidentin Sandra Moszner, CasaBimbo-Geschäftsführerin Miriam Leopizzi und KVW-Patronat-Direktorin Elisabeth Scherlin sowie Familienlandesrätin Waltraud Deeg der Direktorin der Familienagentur, Carmen Plaseller, Rede und Antwort.

Familienpolitik als 3-Säulen-Modell
Mit dem Landesgesetz Nr. 8 aus dem Jahr 2013 erhielt Südtirols Familienpolitik ihren rechtlichen Rahmen für bisherige und künftige Initiativen und Maßnahmen. Entlang eines 3-Säulen-Modells wurden seitdem weitere Unterstützungsleistungen und Rahmenbedingungen für Familien angegangen. „Bei der Erarbeitung des Landessozialplans 2009 gab es ein Megathema, nämlich jenes der Kleinkindbetreuung. Die Diskussionen haben gezeigt, dass es eine organische Regelung dafür braucht“, erzählte der ehemalige Landesrat für Familie, Richard Theiner. Er zeigte sich zufrieden damit, was aus dem Gesetz gemacht worden sei, deponierte dabei einen Wunsch an die aktuell Verantwortlichen: „Es braucht einen gesellschaftlichen Konsens für eine deutliche Lohnerhöhung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sozial- und Gesundheitsbereich, darunter auch jene der Kleinkindbetreuung.“ Der 2013 eingesetzte Familienbeirat, in dem sich Interessensvertretungen von Familien, Dienststellen für Familien, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbänden, Land und Gemeinden einbringen, agiert ebenfalls seit 10 Jahren als Beratungsorgan und hat sich seitdem mit zahlreichen familienrelevanten Themen beschäftigt. Durch das Gesetz begründet wurden zudem die Einrichtung eines eigenen Familienressorts und der Familienagentur als zuständige Landesverwaltungseinheit. Im Sommer 2021 wurde der erste Südtiroler Familienförderplan vorgestellt. In diesem strategischen Instrument sind zentrale Schwerpunkte und konkrete Maßnahmen festgehalten, mit denen sich Südtirol zu einem Familienland entwickeln soll. Das Gesetz biete den Rahmen dafür, Familien in ihrer Vielfalt zu fördern, hob Landesrätin Waltraud Deeg hervor. Es gebe viele Herausforderungen, wichtig sei dabei, dass „sich die Systeme an den Familien, an den Bürgerinnen und Bürgern orientieren. Wir müssen eindeutig dienstleistungsorientierter werden“, forderte Deeg.

1. Säule: Stärkung der Familien
Von Anfang an sollen Familien gestärkt werden: Wichtig dabei sind Informationen über bestehende Angebote. Diese gibt es beispielsweise im Willkommens-Paket: einem Kinderrucksack, in dem neben Infobroschüren für die Eltern auch ein Badetuch sowie das erste Bookstart-Paket mit Büchern für die Kleinsten enthalten sind. Jede Gemeinde kann das Paket mit weiteren, lokalbezogenen Informationen ergänzen. Während das Kind heranwächst, erhalten die Eltern in bestimmten Zeitabständen insgesamt 9 Elternbriefe. Darin finden sich Tipps, Ratschläge und Anregungen, um Eltern in ihrer Erziehungsarbeit zu begleiten. Zur Stärkung der Familien zählt auch die Förderung der Familienberatung (die Familienagentur stellt dafür eine Teilfinanzierung für die Familienberatungsstellen zur Verfügung) und der Vernetzung. Rund 60 Familienorganisationen werden dabei von der Familienagentur finanziell unterstützt, im Jahr 2022 standen rund 8,3 Millionen Euro zur Verfügung. Dabei nehmen, neben weiteren Anlaufstellen, die 24 Eltern-Kind-Zentren (Elki) eine wichtige Rolle ein. Man setze auf bewährte und neue Angebote für die Familien, hob ELKI-Netzwerk-Präsidentin Sandra Moszner hervor. Wichtig sei ihr dabei: „Unterstützung annehmen muss als Zeichen von Stärke gesehen werden, das muss sich noch weiter etablieren.“

2. Säule: Vereinbarkeit
Die Berufstätigkeit der Eltern beeinflusst den Familienalltag entscheidend. Viele Familien, besonders wenn beide Elternteile einem Beruf nachgehen, fordern eine öffentliche Unterstützung darin, Familien- und Berufsalltag gut vereinbaren zu können. Das Land und die Südtiroler Gemeinden kommen dieser Forderung nach, unter anderem indem Plätze in der Kleinkindbetreuung angeboten werden. Die Zahlen dazu lassen sich sehen: 2014 gab es 14 Kinderhorte, 62 Kitas und 190 Tagesmütter – im Jahr 2022 waren es 15 Horte, 108 Kitas und 226 Tagesmütter. „Der Dienst der Kleinkindbetreuung ist stark gewachsen, dies auch dank der guten Zusammenarbeit auf allen Ebenen, zwischen privaten Trägern und öffentlichen Körperschaften, auch dank der guten und strukturierten Kooperation mit der Familienagentur“, unterstrich Miriam Leopizzi, Direktorin der Sozialgenossenschaft „CasaBimbo Tagesmutter“. Dies werde auch von den Familien wertgeschätzt. Mittlerweile finden rund 4000 Kinder Platz in einer Kleinkindbetreuungseinrichtung, der Betreuungsindex liege bei 31 Prozent, 2010 war dieser noch bei 18,2 Prozent gelegen, erinnerte die Direktorin der Familienagentur Carmen Plaseller. Neben der Kleinkindbetreuung sei auch der qualitative und quantitative Ausbau der Ferien- und Nachmittagsbetreuung, die Stärkung und Weiterentwicklung der beiden Audits (familieundberuf für familienfreundliche Arbeitgeber, FamilyPlus für familienfreundliche Gemeinden) sowie generell das Engagement für eine familienorientierte Zeitpolitik zentral, hob Landesrätin Deeg hervor. Sie bezeichnete den demografischen Wandel als einen der Megatrends. Dieser betreffe auch Familien, indem sich die Vereinbarkeitsfrage immer mehr auch auf die Pflege älterer Familienmitglieder verlagere. Hier werde man weiter gefordert sein, hielt die Landesrätin fest.

3. Säule: Finanzielle Unterstützung
Abgesehen von der indirekten Unterstützung durch Leistungen und Dienste, erhalten Südtirols Familien auch direkte finanzielle Leistungen vom Land. Im Jahr 2022 wurden dabei fast 72 Millionen Euro als reguläre Leistungen (v.a. Landesfamiliengeld und Landeskindergeld) ausbezahlt, hinzu kamen weitere 41,5 Millionen Euro als Einmalzahlungen (Kinderbonus und Entlastungsbonus). Bei der Beantragung der Landesgelder werden die Familien von den Patronaten unterstützt. Elisabeth Scherlin, Direktorin des Patronates KVW-ACLI berichtete, dass die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger, die sich ans Patronat wenden, in den vergangenen Jahren dieselben geblieben seien: „Wir sind Ansprechpartner für soziale und vorsorgliche Themen. Die Schwierigkeit besteht zum Teil darin, die Bürger zu erreichen, ihnen zu vermitteln, dass sie bestimmte Beiträge beantragen können.“ Neben den direkten finanziellen Leistungen können Familien weitere Angebote nutzen: Über den 2017 eingeführten EuregioFamilyPass Südtirol erhalten Familien mit minderjährigen Kindern Preisrabatte bei zahlreichen Partnerbetrieben in der gesamten Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Dazu zählt auch die Südtiroler Mobilität, welche die Nutzung öffentlicher Nahverkehrsmittel zu einem günstigen Familientarif ermöglicht. Hinzu kommt seit 2021 die Großelternkarte: Mit dieser werden zahlreiche Vorteile des EuregioFamilyPass auf die Großeltern ausgedehnt. Beantragt werden kann diese Vorteilskarte kostenlos in der Familienagentur. (ck)