St. Martin und der Sport

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St. Martin und der Sport

Im Passeiertal ist zurzeit viel in Bewegung. Ein Schwerpunkt der Gemeindepolitik in St. Martin ist die Förderung des Sports. Aber nicht nur.
von Philipp Genetti

Ein BAZ-Gespräch mit Bürgermeisterin Rosmarie Pamer.

Bürgermeisterin Rosmarie Pamer

Frau Pamer, Sport scheint in St. Martin wichtig zu sein.
Sport ist bei uns sehr aktuell. Gerade im Sport haben wir in den vergangenen Jahren große Investitionen getätigt und wir werden weiterhin ein Augenmerk darauf haben. Das Thema der Nachhaltigkeit steht zurzeit aber auch sehr im Focus; Mobilität, Energie, Trinkwasser und Abwasser sind Kernthemen unserer Arbeit momentan.

Sie haben vor kurzem ein Leichtathletikstadion eröffnet?
Sport hat in St. Martin wie gesagt einen hohen Stellenwert. Es gibt viele aktive Sportvereine, schöne und attraktive Sport- und Freizeitanlagen. Das neue Fußball- und Leichtathletikstadion mit Umkleidekabinen, einer Bar, der neuen überdachten Tribüne und der neuen Leichtathletikanlage ist uns sehr gut gelungen. In vier Baulosen wurde zuerst der Kabinentrakt mit der Bar realisiert, dann der Abbruch der alten Tribüne mit einer neuen Umzäunung, die neue Tribüne mit Zugang gebaut und schließlich im letzten Baulos die Leichtathletikanlage errichtet, wobei der Fußballplatz versetzt wurde. Die Anlage ist übergemeindlich ausgelegt und weist vier Bahnen auf. Sämtliche Disziplinen, außer Hammerwurf und Hindernislauf, sind hier möglich. Im Sommer erfolgt noch die Homologierung und ab dem Herbst können Wettkämpfe und Meetings stattfinden. Die Anlage steht neben dem Leichtathletikverein auch den Schulen des Tales, den Laufvereinen und den vielen laufbegeisterten Passeirern zur Verfügung. Fußball und Leicht­ath­letik haben in St. Martin eine lange Tradition.
Vor allem Fußball erfreut sich großer Beliebtheit. 115 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und zwanzig Jahren spielen in 10 Mannschaften. Von August bis Juni wird zweimal wöchentlich auf den zwei Plätzen trainiert und die Jugendmannschaften gehören zu den besten in Südtirol. Aber auch der Leicht­athletikverein des ASC Passeier unter Leitung von Hubert Göller ist ein sehr rühriger Verein mit vielen talentierten Kindern und Jugendlichen.

Auch Tennis hat bei Ihnen eine lange Tradition.
Gegenüber dem neuen Stadion, neben den Tennisplätzen, stand die alte Tennisbar, ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Das alte Holzhaus wurde im Herbst 2021 abgerissen. Mit dem Neubau wurde bereits begonnen, der Rohbau steht bereits. Die Arbeiten schreiten zügig voran, sodass der Eröffnung im November hoffentlich nichts im Wege steht. Das neue Gebäude deckt die Sportarten Tennis, Schwimmen und Eislaufen ab und sieht daneben auch einen Radverleih vor. Auch Tennissport hat wie Fußball in St. Martin eine lange Tradition. Es war Karl „Schaly“ Pichler, der 1973 auf seinem Grund die ersten drei Tennisplätze in Passeier errichten ließ und dadurch eine große Begeisterung für den Tennissport auslöste. Diese Begeisterung ist auch heute noch ungebrochen und zahlreiche Kinder und Jugendliche spielen erfolgreich Tennis. Besonders freuen sich die Kinder und Jugendlichen aber wieder auf den Eislaufplatz, der coronabedingt und auch aufgrund der Baustelle zwei Jahre geschlossen war. Im heurigen November erfolgt wie gesagt der Neustart.

Welche weiteren Projekte laufen zurzeit in der Gemeinde an?
Aufgrund des Neubaus des Sportzentrums fallen beim heutigen Schwimmbad die Bar- und die Küche sowie die Umkleiden weg, die im neuen Gebäude untergebracht sind. Auch der zukünftige Eintritt ins Schwimmbad erfolgt von der Seite des Sportzentrums. Deshalb ist eine Sanierung bzw. Umgestaltung eines Teils des Schwimmbades notwendig. Die Gemeindeverwaltung hat bereits ein Vorprojekt beauftragt, das die Grundlage für die Ausschreibung der technischen Leistungen liefert. Ziel ist es, einen Teil der An­pas­sungs­arbeiten im kommenden Winter zu machen. Das Vorprojekt sieht auch einen Beach­vol­ley­ball­platz vor, der schon länger von unserem aktiven Jugendbeirat gefordert wird. Weiters stehen zahlreiche Straßensanierungsprojekte im ländlichen Raum in der Warteschleife beim Amt für Bergwirtschaft und auch der Ausbau des Glasfasernetzes durch die Infranet sollte im Herbst weitergeführt werden. Für ein bereits projektiertes Trink­wasserprojekt in Neuhaus/Kalmtal warten wir auch noch auf eine Finanzierung.
Ein größeres Projekt, das die Gemeindeverwaltung angehen will und wo die ersten Schritte gestartet sind, betrifft das alte Mehrzweckgebäude im Dorf, wo derzeit die Kita, die Eltern-Kind-Beratung und die Post untergebracht sind. Dieses Gebäude ist energetisch in einem sehr schlechten Zustand. Eine Machbarkeitsstudie mit Erstellung eines Raumprogrammes soll die zukünftige Ausrichtung des Gebäudes definieren. Ein weiteres großes Projekt ist die Erweiterung der Kläranlage Passeier, welche für die stark gestiegenen Abwassermengen vor allem im Sommer kaum mehr in der Lage ist, eine korrekte Reinigung zu garantieren. Zurzeit läuft die Enteignung des Grundes, die „eco center AG“ wird dann die Planung ausschreiben und den Bau tätigen.

Wie sieht es mit der Dorfentwicklung aus?
Ein Schwerpunkt in den nächsten Jahren wird die Erstellung des Dorfentwicklungsprogrammes Raum und Landschaft sein. Wir sind gemeinsam mit den Gemeinden Moos und St. Leonhard bereits damit gestartet. In einer Kerngruppe bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderates wurde versucht die Ist-Situation zu erheben. In einer Befragung der gesamten Bevölkerung sollen daraus unsere Schwerpunktthemen der Dorfentwicklung erfasst werden. Das Gemeindeentwicklungsprogramm für Raum und Landschaft ist ein langfristiges Planungsinstrument und verfolgt das Ziel der langfristigen Beibehaltung einer hohen Lebensqualität der Bevölkerung bei gleichzeitig notwendiger Einschränkung des Verbrauchs von Boden, Ressourcen und Energie und des motorisierten Individualverkehrs. Diese Themen sind in der derzeitigen Situation wichtiger denn je.

2020 wurden Sie bei der Gemeinderatswahl als Bürgermeisterin bestätigt. Was ist Ihnen in dieser 2. Amtsperiode noch wichtig?
Ein großes Projekt, das nach den Gemeinderatswahlen abgeschlossen wurde, war die Sanierung und Erweiterung unseres Seniorenhei­mes. Neben der Anpassung an die aktuellen Brandschutzbestimmungen wurden neue Räumlichkeiten für Dienste wie die Tage­s­pflege und Freizeitgestaltung ge­schaffen, auch der Speisesaal und der Aufenthaltsraum wurden erweitert, was sich gerade in dieser schwierigen Zeit als Glücksfall erwiesen hat. Das Thema der Dorfgestaltung begleitet die Gemeinde St. Martin und mich eben­falls schon viele Jahre. Im letzten Jahr konnten wir mit der Dorfplatzsanierung den letzten Baustein im Gesamtkonzept abschließen.

Als kulturbegeisterte Politikerin ist Ihnen die Kultur ein großes Anliegen. Wie steht es nach zwei Corona-Jahren in St. Martin darum?
Für alle Vereine waren die letzten zwei Jahre sehr schwierig. Die Vereinstätigkeit und das Veranstaltungsleben waren sehr eingeschränkt und Mitglieder haben den Vereinen teilweise den Rücken gekehrt. Trotzdem merkt man wieder Aufbruchstimmung, es finden wieder Veranstaltungen, Feste und verschiedenste Tätigkeiten statt. Einige Kulturvereine feiern heuer besondere Jubiläen, so die Musikkapelle St. Martin ihr 150-jähriges Bestehen, die Heimatbühne St. Martin ihr 50-jähriges Vereinsjubiläum und der Goaslschnöller-Verein Passeier sein 40-jähriges Bestehen. Daneben findet in den Sommermonaten wieder der beliebte Kultursommer mit zahlreichen Veranstaltungen auf dem Dorfplatz von St. Martin statt. Auch der Verein Museum Passeier hat sich seit der Neuwahl stark verjüngt und mit der neuen Präsidentin und dem jungen Team eine Neuausrichtung mit einer modernen Webseite gewagt. Ein Schwerpunkt liegt in der Digitalisierung aller Objekte. Weiters sollen mit dem neuen Museumsblog alle Forschungsarbeiten über Passeirer Themen, interessante Objekte und kulturelle Neuigkeiten einem breiten Leserpublikum online zur Verfügung stehen.

Ein heimatkundliches Highlight fand erst vor kurzem in St. Martin statt. Die Rede ist vom 26. Alpenregionstreffen der Schützen.
Es war ein beeindruckendes Bild, welches die Schützen aus Nord-, Süd-, Ost-, Welschtirol und Bayern Ende Mai in unserem Dorf boten; etwa 7000 Trachtenträger und Trachtenträgerinnen marschierten zum 26. Alpenregionstreffen auf. Die farbenfrohen Bilder dieses Festes, die Begeisterung der Teilnehmer und die überaus positive Resonanz in den Medien werden uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben.

Trifft man im Dorfkern von St. Martin auf historische Höfe boomt unweit davon in der Fraktion „Quellenhof“ der Tourismus. Mit der neuen Quellenhof-See-­Lodge wurde eine weitere außergewöhnliche Hotelanlage errichtet. Braucht das Tal noch mehr Hotelbetten?
Wieviel Tourismus dem Tal guttut ist ein hoch komplexes Thema, das einen eigenen Artikel wert wäre. Die Frage ist berechtigt und beschäftigt viele Passeirer, aber auch den Tourismusverein selbst. Eine gute Gelegenheit über die Ausrichtung des Tourismus mit der gesamten Bevölkerung zu dis­kutieren, wird das bereits erwähnte Dorfentwicklungsprogramm der drei Gemeinden bieten. Der Tourismus ist in diesem neuen Planungsinstrument jedenfalls ein zentrales Thema.