Eine Straße, die es nicht gibt
30. September 2021
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Der Prairer Hof in Schenna

In seiner neuesten Hofgeschichte begibt sich Prof. Veit Pamer wieder auf Spurensuche

Im Herzen von Schenna liegt der Prairer Hof. Der Name hat romanische Wurzeln und bedeutet Wiesengelände oder Birnbaumanger. Die Obstwiesen im rundum verbauten Ortskern sind bis heute geblieben: Blickt der Prairer Hof doch auf eine lange Geschichte zurück. Prof. Veit Pamer hat sie in seinem jüngsten Buch aufgearbeitet. Zur Vorstellung des 100-Seiten Werkes lud die heutige Besitzerfamilie kürzlich ins Vereinshaus von Schenna. Thomas Mair bedankte sich bei Veit Pamer herzlich für die großartige Leistung, denn die Quellenlage zum Hof war spärlich. Ursprünglich gab es zwei Höfe, den Unter- und den Oberprairer. Heute führt David Mair den Hof mit seinen rund 7 Hektar Wiesen und 12 Hektar Wald. 1339 gab es in Schenna 96 Häuser, in den Quellen scheinen damals die zwei Höfe schon auf. Im Urbar um 1500 der Grundherrschaft von Schenna sind auch Zins und Abgaben des Unterprairer Hofes an den Grundherrn angeführt: 5 Pfund Berner, 1 Kitz, 30 Eier, 6 Schnitthühner, 1 Mut Hafer. Der Oberprairer Hof bestand jedenfalls noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts, wie Veit Pamer herausfand. Für die Recherchen sehr hilfreich war das „Aufschreibbüchlein“ von Karl Klotzner vom Loth Hof von 1692 bis 1713. Die Reise in die Vergangenheit des Hofes in Bildern und Erklärungen durch den Autor am vergangenen Mittwoch im Schenner Vereinshaus wurde mit ganz besonderen Volksliedern und Weisen durch den Burggräfler Singkreis bereichert. Schließlich erlebten die Generationen auf dem Prairer reichlich Höhe- und Tiefpunkte, von Hofteilung, Verkauf, Geburten und dem Tod im Kindsbett bis hin zu schweren Schicksalsschlägen. Zu den besonderen Geschichten gehört, dass Andreas Pföstl 1813 in der Zeit der Napoleonischen Kriege als Rekrut eingezogen werden hätte sollen, aber von seinem Vater für 750 Gulden vom Kriegsdienst freigekauft werden konnte. Oder dass von 1936 bis 1939 der Podestà Bernardino Braccesi auf dem Prairer Hof lebte: „Man hat sich gut verstanden, obwohl man sich sprachlich nicht verständigen konnte“, zitiert Veit Pamer eine Zeitzeugin. Unter den zahlreichen Gästen, die zur Buchvorstellung gekommen waren, befanden sich Merans Dekan Hans Pamer, Schennas Pfarrer Albert Pixner, Josefsmissionar Karl Oberprantacher (Onkel des Hofbesitzers David Mair), die Bürgermeister von Schenna und Algund, Annelies Pichler und Ulrich Gamper, Unternehmer Karl Pichler, Georg Hörwarter und Franz Pahl. Der ehemalige Landtagsabgeordnete hatte das Lektorat übernommen und nahm in seinen Überlegungen zum bäuerlichen Stand in der Geschichte Tirols Stellung: „Der Bauernstand als Ernährer ist das Ursprünglichste jeder Gesellschaft und für Tirol von größter Bedeutung“. Die Werte und Traditionen wachzuhalten, sei Aufgabe und Verpflichtung, denen Prof. Pamer in seinen Hof- und Familiengeschichten gerecht werde, bedankte sich Pahl.