Die Unterdrückten
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Landwirtschaft und Technik

Innovative Technologien rentabel zu nutzen, ist heute eine Kernfrage der modernen Landwirtschaft. Diese sollen vor allem der Arbeitserleichterung dienen. Eine nachhaltige Ressourcenschonung kann durch einen sinnvollen Einsatz ebenfalls vorangetrieben werden.

Hagelnetze können vor hohen Ernteausfällen schützen

Digitalisierung und innovative Techniken sind in der modernen Landwirtschaft kaum mehr wegzudenken. Der Einsatz neuer Technik beschränkt sich nicht nur auf große Betriebe, sondern hat auch in klein strukturierten Südtiroler Landwirtschaftsbetrieben Einzug gehalten. Ein Beispiel: Selbstfahrende Traktoren mit GPS und Bordcomputer kontrollieren, wie viel Nährstoff beim Düngen in den Boden muss. Dank dieser präzisen digitalen Überwachung, kann so eine Überdüngung des Bodens verhindert werden. Dadurch wird zum einen den Landwirten die Arbeit erleichtert und zum anderen können Ressourcen geschont werden. Dies ist ein wichtiger ökologischer Beitrag zur Nachhaltigkeit, neben einer Erhöhung der generellen Arbeitssicherheit in der Landwirtschaft. Der Ankauf von Landmaschinen und anderen technischen Hilfsmitteln bedeutet für Landwirte oftmals eine große Investition. Aus diesem Grund kann um verschiedene Förderbeiträge und Steuerboni angesucht werden. Als besonders förderungswürdig gilt hierbei die sogenannte Technik 4.0. – also beispielsweise Maschinen mit intelligenter computergesteuerter Technik. Der Steuerbonus betrug 2020 40 Prozent. Neben hochmodernen Geräten existieren auch eine Vielzahl an anderen bewährten technischen Maschinen in fast jedem Bereich der Landwirtschaft. Von Beregnungssystemen in der Obstlandwirtschaft, über Ballenpressen oder Melkmaschinen in der Viehlandwirtschaft.

Sinnvoll einsetzen, wo möglich

In bäuerlichen Familien hilft oft die gesamte Familie

Besonders im Weinbau, Grünlandwirtschaft und Gemüseanbau ist der Bedarf an neuen Technologien gegeben. In Südtirol herrscht vor allem eine klein struk­turierte Berglandwirtschaft vor . Hierfür sind nicht alle Technologien der Agrarindustrie geeignet, viele lassen sich aber gut an die örtlichen Gegebenheiten anpassen. Für einige Landwirte sind die hohen Anschaffungskosten eine Hürde bei einer flächendeckenden Landwirtschaft 4.0 in Südtirol. Alternativ bietet sich eine gemeinschaftliche Nutzung besonders kostenintensiver Maschinen an. Ein Bewusstsein für die praktischen Vorteile neuer Technologien in der Landwirtschaft, nimmt stetig zu. Vielen Landwirten ist es zudem ein Anliegen, angemessen auf wachsende Herausforderung in Hinblick auf Klima, Umwelt und Gewinnmaximierung zu reagieren. Der Druck oftmals immer größere Mengen produzieren zu müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, überfordert vor allem kleine Betriebe. In den letzten Jahren kam es zudem zu teilweise gravierenden Ernteausfällen durch Unwetter und andere Wetterextreme in Südtirol. Verschiedene Ansätze hinsichtlich einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Agrarpolitik werden gegenwärtig diskutiert. Es stellt sich auch die Frage, wie und wo sich die Südtiroler Landwirtschaft im Wettbewerb positionieren möchte.

 

Die „Luan“ und der „Tschaggl“ haben ausgedient

Christoph Mitterhofer

Technik und Digitalisierung haben die Landwirtschaft radikal verändert. Ein Gespräch mit dem Meraner Junglandwirt Christoph Mitterhofer.

Die moderne Landwirtschaft hat sich zu einem hochtechnisierten Gewerbe entwickelt. Welche Tech­nologien und technische Hilfsmittel benutzen Sie?
Christoph Mitterhofer: Die Südtiroler Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr weiterentwickelt. Im elterlichen Betrieb kommen von der digitalen Wetterstation, über die digitale Arbeitsaufzeichnung bis zum Bordcomputer beim Pflanzenschutzmittel ausbringen, einiges an moderner Technik zum Einsatz. Generell sind in Südtirol überall Maschinen im Einsatz, welche die Arbeit erleichtern. Von der Hebebühne im Obstbau, Unterstockbearbeitungsgeräte, verschiedene Geräte (Laubschneider, Laubsauger, usw.) zur Bearbeitung der Weinberge bis hin zu den elektrischen Akkuscheren, welche für den Winterschnitt genutzt werden. Die Technologisierung fand vor allem in der Sortierung, Lagerung und Verpackung in den Genossenschaften statt.

In Südtirol ist die Agrarwirtschaft im Vergleich zu anderen Ländern eher klein aufgestellt. Trotzdem nimmt auch bei uns die Bürokratie immer mehr zu. Wie erleben Sie diesen Mehraufwand?

Der bürokratische Mehraufwand nimmt in der Landwirtschaft stetig zu

Der bürokratische Mehraufwand nimmt jährlich immer mehr zu. Es werden neue Normen und Standards eingeführt, um für den Verbraucher ein sicheres Produkt zu gewährleisten. Aber nicht nur ein sicheres Produkt steht im Fokus, auch Saisonarbeiter bzw. Erntehelfer sollen durch ein gutes und sicheres Arbeiten geschützt werden. Dies bringt unsere Betriebe oft in Bedrängnis, da viele Auflagen mit Mehraufwand und Kosten verbunden sind. Der Großteil der Landwirte nimmt an den Programmen wie Agrios teil und wird über GlobalGap zertifiziert. Hierbei werden regelmäßig in den Betrieben Kontrollen vorgenommen, um zu gewährleis­ten, dass sich alle an die Regeln halten. Kein Landwirt hat Freude an der Bürokratie, aber jeder versteht wie wichtig es ist, Ordnung zu halten.

Viele junge Landwirte sind in Familienbetriebe hineingewachsen und stehen vor der Herausforderung, Bewährtes mit Innovationen zu verbinden. Wie kann das gut gelingen?
Gerade durch die Familienbetriebe bzw. dem generationenübergreifenden Arbeiten gelingt es Bewährtes weiterzugeben.
Durch die gemeinsame Arbeit mit der älteren Generation wird viel altes Wissen vermittelt. Viele junge Landwirte haben zudem eine fundierte Ausbildung genossen und nutzen die Möglichkeiten der Beraterorganisationen zur Fortbildung. Jährlich finden Tagungen, Kurse und Lehrfahrten statt, bei denen Innovation im Fokus steht und neue Trends aufgezeigt werden. Jeder von uns weiß, wie wichtig Fortschritt ist und dass Stillstand Rückschritt bedeutet, auch in der Landwirtschaft.

Jasmin Maringgele