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Über Jesus

Saint Etienne du Mont Kirche in Paris - Die Könige aus dem Orient erweisen dem Jesukind Huldigung

Es erstaunt mich immer wieder, wie wenig meine Schüler von Jesus wissen.  Zwar kennen sie die eine oder andere biblische Erzählung aus dem Religionsunterricht, über den historischen Jesus wissen sie aber fast nichts.

Wer war Jesus? Wann, wo und wie hat er gelebt? Was weiß die Geschichtswissenschaft über ihn? Eines vorweg: sehr wenig. Soweit wir wissen, hat Jesus nie etwas aufgeschrieben, und wenn er es doch getan hat, dann ist nichts davon überliefert. Es ist ziemlich sicher, dass er lesen und schreiben konnte. Zu Lebzeiten Jesu war Althebräisch bereits eine tote Sprache, die vorwiegend zu Studienzwecken und Zeremonien verwendet wurde. Die Alltagssprache war damals Aramäisch. Die römischen Eroberer und Herrscher sprachen nicht Lateinisch, sondern Griechisch, was damals die internationale Sprache im östlichen Teil des Römischen Reiches war. Jesus konnte also wahrscheinlich auch etwas Griechisch. Fast alles, was Jesus je sagte und was überliefert wurde, ist in Griechisch aufgeschrieben worden. Das meiste davon steht in den vier Evangelien des Neuen Testaments.
Die Biografie von Jesus lässt sich vor allem über diese vier Evangelien schreiben. Über die vergleichende Geschichtsforschung lässt sich allerdings so einiges auch aus historischer Perspektive zu Jesus sagen. Niemand zweifelt heute mehr daran, dass er eine geschichtliche Gestalt war, ein Mensch von Fleisch und Blut, mit Fähigkeiten und Grenzen, Zielen und Hoffnungen, Enttäuschungen und Schmerz, mit einem bestimmten Charakter und einer persönlichen Lebensgeschichte.

Außerbiblische Quellen
Eine direkte und ausführliche Nennung bzw. Biografie von Jesus in außerbiblischen Quellen ist mir nicht bekannt. Allerdings berichten mehrere antike Historiker von den Christen, die sich auf Jesus berufen. Tacitus (55-117 n.Chr.) zum Beispiel erklärt in seinen „Annalen“ den Begriff „Christen“. Dieser Name stamme von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war, schreibt der wohl bedeutendste römische Historiker. Auch Plinius d.J. (61-113 n.Chr.), Sueton (69-112 n.Chr.) und Secundus (61-113 n.Chr.) berichten von den Christen und so auch indirekt über Jesus.
Am deutlichsten wird aber der jüdische Historiker Flavius Josephus (37-100 n.Chr.), der eine Geschichte seines Volkes verfasst hat. In seinen „Antiquitates Judaicae“ heißt es über Jesus: „Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorher verkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.“ Eine weitere, allerdings recht satirische Quelle stammt vom griechischen Dichter Lukian von Samosata (120-180 n. Chr.). In seinem Buch „De morte Peregrini“ schreibt er über den antiken griechischen Philosophen Peregrinus Proteus, der sich zeitweilig zum Christentum bekannt hat: „Übrigens verehrten diese Leute den bekannten Magus, der in Palästina deswegen gekreuzigt wurde, weil er diese neuen Mysterien in die Welt eingeführt hatte (…) Denn diese armen Leute haben sich in den Kopf gesetzt, dass sie mit Leib und Seele unsterblich werden und in alle Ewigkeit leben würden: Daher kommt es dann, dass sie den Tod verachten und viele von ihnen ihm sogar freiwillig in die Hände laufen. Überdies hat ihnen ihr erster Gesetzgeber beigebracht, dass sie untereinander alle Brüder würden, sobald sie den großen Schritt getan hätten, die griechischen Götter zu verleugnen, ihre Knie vor jenem gekreuzigten Sophisten zu beugen und nach seinen Gesetzen zu leben.“
Beeindruckend ist ein Brief des syrischen Philosophen Mara Bar-Serapion, der als römischer Gefangener (ca. 73 n.Chr.) seinem Sohn Folgendes schreibt: „Welchen Vorteil hatten die Athener davon, dass sie Sokrates zum Tode verurteilten? Hunger und Seuchen kamen über sie als Strafe für ihr Verbrechen. Welchen Vorteil hatten die Männer von Samos davon, dass sie Pythagoras verbrannten? In einem Augenblick wurde ihr Land von Sand zugedeckt. Was hatten die Juden davon, dass sie ihren weisen König umbrachten? Ganz kurze Zeit darauf wurde ihr Königtum abgeschafft. Gott rächte diese drei Weisen: die Athener starben hungers; die Bewohner von Samos wurden vom Meer überwältigt und die Juden aus ihrem Land vertrieben, nachdem es zerstört worden war. Danach lebten sie in vollständiger Zerstreuung. Doch Sokrates starb nicht umsonst. Er lebt fort in den Lehren des Plato; auch Pythagoras starb nicht umsonst, er lebt fort in der Statue der Hera. Und auch der weise König der Juden starb nicht umsonst; er lebt weiter in der Lehre, die er verkündet hat.“ Somit lässt sich eindeutig sagen: Die Geschichtlichkeit Jesu ist für einen Historiker ebenso unumstößlich wie die Historizität Julius Cäsars. Wer von einem Christus-Mythos spricht, ist kein Historiker.

Jesus in den Evangelien
Die Evangelien sind die stärksten Zeugnisse vom Leben Jesu, denn sie vermitteln vor allem auch einen Eindruck von seinem Wirken. Das früheste Evangelium ist wohl das Markusevangelium, das um 70 n. Chr. verfasst wurde. Aber auch das Matthäusevangelium in einer ursprünglichen aramäischen Fassung, die verlorengegangen ist, könnte das erste gewesen sein. Alle vier Evangelien sind einmalig und beschreiben einen Menschen, der sich von allen anderen Menschen der Geschichte unterscheidet und dessen Leben eine wunderbare Botschaft für jeden Einzelnen von uns enthält.
Biografisch machen die vier Evangelisten nur einige wenige Angaben: Jesus ist in Nazareth, einem kleinen Dorf im Bergland von Galiläa aufgewachsen. Wahrscheinlich ist er da auch geboren, worauf sein Beiname „Nazarener“ hinweist. Sein Adoptivvater war ein Bauhandwerker namens Josef, seine Mutter hieß Maria. Das Geburtsjahr lässt sich nicht errechnen. Matthäus verlegt die Geburt Jesu noch in die Regierungszeit Herodes, des Großen (gestorben 4 v. Chr.), während Lukas sie mit der Volkszählung in Verbindung bringt, die Augustus bei Übernahme Judäas in römische Verwaltung im Jahr 6 bzw. 7 nach Chr. angeordnet hat. Der Vorname Jesus (lateinische Form) kommt von Jeschua bzw. Jeschu, eine Kurzform des hebräischen Namens „Jehoschua“. Jeschua leitet sich aus den hebräischen Wörtern „Jahwe“, was der hebräische Name für Gott ist, und aus dem Wort „Jascha“ ab, was „helfen“, „retten“, „befreien“ bedeutet. Jesus geht also auf den hebräischen Namen „Jehoschua“ zurück, welcher im europäischen Sprachraum häufig als „Josua“ verwendet wird. „Christus“ ist nicht der Nachname von Jesus, sondern das griechische Wort für „Messias“ oder „der Gesalbte“. Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?

Der Untermaiser Benediktinerpater Bargil, Pixner forschte lange Zeit in Galiläa. Seit 1968 war er im Heiligen Land und hat sich in seinem Buch „Mit Jesus durch Galiläa nach dem fünften Evangelium“ intensiv mit dem Leben Jesu beschäftigt, indem er seinen Spuren im Heiligen Land folgte. Seine Jesus-Biografie beginnt in Nazareth. Pater Bargil erklärt auch, warum der kleine Weiler mit seinen damals knapp 100 Einwohnern eine solche Bedeutung im Christentum einnimmt.
Mit dem Titel „Nazoräer“ ist nämlich nicht so sehr der Heimatort Jesu gemeint als vielmehr seine besondere Abstammung. Die Jesus gläubigen Hebräer beriefen sich nämlich auf eine Weissagung von Jesaja im Alten Testament, wonach der Messias vom „Spross“ (hebräisch: nezer) Davids abstamme. Jesus ist also davidischer Abstammung, ein Nachkomme aus der berühmten jüdischen Königsfamilie. Und so hat auch der blinde Bettler am Straßenrand von Jericho verstanden, als man sagte, Jesus der Nazoräer (Lukas, 18,37; Markus 10,47) ginge vorbei. Seine spontane Reaktion war: „Sohn Davids, erbarme dich meiner“.
Nazareth war damals so unbedeutend, dass es außer im Neuen Testament nirgends erwähnt wird, weder in der hebräischen Bibel noch in historischen oder talmudischen Quellen des Altertums. „Jesus, der Nazoräer“, erklärt Pater Bargil „will also in erster Linie nicht besagen, dass er aus Nazareth stammte, sondern dass er zur davidischen Sippe gehörte. Die Juden nennen die Christen heute noch die „Nozrim“. Der populäre Ausdruck für Christen bei den Arabern ist „Nassara“.

Jesus wurde als erster Sohn seiner Eltern in Nazareth geboren und nicht in Bethlehem, ebenso wenig in einem Stall, wie es die Weihnachtsgeschichte erzählt. Mit seinen Eltern Josef und Maria und Geschwistern wuchs er dort vermutlich auch auf. Namentlich erwähnt sind die Brüder Jakobus, Joses, Judas und Simon, auch Schwestern soll es gegeben haben, auch wenn ihre Namen nicht bekannt sind. Jesu Muttersprache war Aramäisch und er wuchs wie die ganze Familie im jüdischen Glauben auf. So wurde er nach jüdischer Sitte wohl auch beschnitten.

Die Weihnachtsgeschichte
Von Bethlehem als Geburtsort ist hingegen nur im Lukas-Evangelium die Rede. Hier heißt es, Josef habe aufgrund einer Volkszählung zurück in seine Heimat ziehen müssen, „von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt“. Der Hintergrund dieser möglichen Erfindung liegt darin, dass Galiläa mit seinen griechischen Städten strenggläubigen Juden suspekt war und der Messias im besten Fall aus der Geburtsstadt Davids, des legendären Königs, stammen sollte. Besagte Volkszählung gab es vermutlich erst elf bis zwölf Jahre später. Die Erzählungen von der Geburt Jesu im Neuen Testament gelten als Legenden, bei Markus und Johannes fehlen sie gänzlich. Die Geburtsankündigung durch den Engel Gabriel, die Geistzeugung und Jungfrauengeburt Jesu, der Besuch von den drei Königen aus dem Orient, der Stern, der sie zu Jesu Geburtsort geführt haben soll, der Kindermord in Betlehem und die Flucht der Eltern mit Jesus nach Ägypten sind wohl mehr Mythen, Bilder, die das Außergewöhnliche dieses Menschen unterstreichen.

Jesus, der Christus
Verblüffend sind die Parallelen zwischen Jesus und dem altägyptischen Gott Horus. Horus wird wie Jesus jungfräulich gezeugt. Sein Vater ist der Gott Osiris und auch er wächst bei seinem Pflegevater Seb auf, seine Geburt erfolgt in einer Höhle. Horus wird wie Jesus als der gute Hirte, das Lamm Gottes, das Brot des Lebens, der Menschensohn, das Wort, der Fischer bezeichnet. Für Jesus findet man in der Bibel viele Titel und Ehrenbezeichnungen, die mit den altägyptischen Ehrentiteln der Pharaonen übereinstimmen. Insgesamt werden Jesus im Neuen Testament über 50 Ehrennamen gegeben. „Kyrios“ ist die im Neuen Testament am häufigsten benutzte Anrede für Jesus. Übersetzt heißt dies so viel wie „Herr“. Diese Anrede wurde meist für Herrscher und Könige verwendet. Dieser Titel zeigt, wie hoch Jesus angesehen war. „Christus“ ist die lateinische und ins Deutsche eingegangene Form des griechischen Wortes „Christós“; dieses ist wiederum eine Übersetzung des hebräischen Wortes „maschiah“. Übersetzt wird dies als „Messias“, was so viel wie „der Gesalbte“ heißt. Ihn erwartete das Frühjudentum als Heilskönig und Befreier Israels in der Endzeit. Damals wurden Könige in Israel vor ihrer Krönung gesalbt (z. B. David). Im Titel „Sohn Gottes“ wird die Beziehung zu Gott beschrieben. Damit ist nicht der biologische Sohn gemeint, sondern die Erwählung Jesu als Gottes Beauftragten. Bei den Aposteln und in den Evangelien ist zu lesen, dass alle gläubigen Menschen „Söhne“ und „Töchter Gottes“ seien. Auch zahlreiche orientalische Könige und Herrscher wurden in der Antike als „Söhne Gottes“ (z. B. „Sohn des Re“) bezeichnet.

Die Begegnung mit Johannes
Von der Kindheit und Jugend Jesu ist in den Evangelien wenig überliefert. Die Flucht nach Ägypten wird erwähnt. Bekannt ist uns die Geschichte von seinem Aufsehen erregenden Auftritt als Kind in der Synagoge, wo er laut aus den Schriftrollen vorliest und durch sein Wissen die Priester verblüfft. Die Evangelien berichten ausführlicher über sein Leben erst ab dem 30. Lebensjahr. Es ist die Begegnung mit Johannes, die für Jesus wohl schicksalhaft war. Von da an beginnt er öffentlich zu den Menschen zu sprechen. Dabei muss er eine beeindruckende Eloquenz und Überzeugungskraft gehabt haben, denn schon bald wurde Jesus zu einer Art lokaler Berühmtheit. Seine freie Interpretation der jüdischen Schriften sprach die Menschen an. Er stellte sich auf eine Ebene mit ihnen und fand schnell einen Zugang, indem er gemeinsam mit ihnen aß und trank. Er sammelte ähnlich wie die jüdischen Rabbiner einen Jüngerkreis um sich und wirkte zunächst in Galiläa, dann in Jerusalem. In Kapernaum, am nördlichen Ufer des Sees Genezareth, hielt Jesus sich sehr gern auf. Vielleicht stand ihm dort sogar ein Haus zur Verfügung. Im Übrigen führte er ein Wanderleben. Für seinen Lebensunterhalt sorgte ein Kreis von Anhängern und Freunden.

Der Tod am Kreuz
Der Weg nach Jerusalem, dem politischen und religiösen Zentrum des Judentums, war ein Weg in den Tod. Das sicherste Datum der Biografie Jesu ist sein Tod am Kreuz unter Pontius Pilatus. Er lässt sich ziemlich genau auf den 14. oder 15. Nisan (7./8. April) des Jahres 30 (oder 33) n. Chr. datieren. Jesus wurde als „König der Juden“ hingerichtet, weil man ihn als einen politischen Aufrührer hingestellt hat (der er nicht war). Seine charismatische Art und seine Fähigkeiten, die Massen zu begeistern, wurden Jesus von Nazareth leider auch zum Verhängnis. Vermutlich wurde er wegen seiner revolutionären Ansichten von der konservativen jüdischen Gemeinde als Bedrohung betrachtet, was schließlich zu seiner Verhaftung führte. Es herrscht die Annahme vor, dass die jüdische Führungsschicht ihn aufgriff und den Römern übergab.

Die Botschaft
Der Grundcharakter Jesu ist sein Mitgefühl, seine übermenschliche Fähigkeit mit anderen und für andere zu leiden. Sein ganzes Leben belegt seine Zuneigung und Sympathie für Kinder, Leidtragende, Außenseiter, Angeklagte, für diejenigen, die um anderer willen Schmerzen erleiden, und für alle, die jemanden verloren haben. Das, was Jesus gelebt und gesagt hat, ist eine Botschaft für den Aufbruch, für einen Neuanfang, für eine hoffnungsvolle Lebensperspektive. Jesus verkündete die Vision einer Weltordnung nach dem Herzen Gottes, von einer Menschheit, wo die Liebe den Ton angibt. Es ist die Botschaft von Gott, der unser aller Vater ist. Das war Jesus, dessen Geburt wir zu Weihnachten gedenken!

 

Wie denken junge Menschen über Jesus?
Die Oberschülerinnen Anna Brandstätter aus Meran, Lara Pöhl aus Riffian und der Oberschüler Daniel Pircher von Vellau/Algund nehmen Stellung zu drei Fragen: Was bedeutet Jesus für dich? Ist sein Leben ein Mythos, eine Legende oder historische Tatsache? Und vor allem: Wie denkst du über die Weihnachtsgeschichte und Weihnachten?

Anna Brandstätter

Anna Brandstätter: Jesus spielt in meinem Leben insofern eine große Rolle, weil ich ihn als eine Art Vorbild sehe. Für mich steht er für Gerechtigkeit, Vergebung, er vertritt wichtige Werte wie Zusammenhalt und Gemeinschaft. Seine Biografie, sein Leben sind für mich eine Legende. Ich glaube fest daran, dass vieles in den Evangelien zwar wahr ist. Dass Jesus gelebt hat, ist ja auch historisch bewiesen.
Mir ist bewusst, dass sich seine Geschichte durch viele Überlieferungen immer wieder etwas verändert hat, aber die heute bekannte Lebensgeschichte ist eben wie eine Legende: Sie besitzt einen wahren Kern, wurde vielleicht etwas ausgeschmückt, aber möchte uns etwas für unser Leben lehren und uns Situationen bildhaft näher bringen. Einige Erzählungen lassen viel Spielraum für freie Interpretationen und daher denke ich, dass man nicht meinen sollte, alles sei eins zu eins so passiert, wie es geschrieben steht. Die Weihnachtsgeschichte ist für mich eine ganz besondere. Von klein auf bekommt man sie vorgelesen, häufig spielt man sie im Kindergarten oder in der Grundschule als Theaterstück nach. Weihnachten ist für mich ein Gefühl von Ankommen. Es ist die Geburt Christi und ein Fest, bei dem die ganze Familie zusammenkommt.
Lara Pöhl: Jesus spielt in meinem Leben keine besondere Rolle. Es ist nicht so, dass ich nicht gläubig bin, aber ich glaube, es gibt nicht unbedingt nur eine Person, die hinter allem steht, sondern eher eine unbeschreibliche höhere Gewalt. Für mich ist die Jesusbiografie mehr Legende, ich glaube schon, dass Teile davon stimmen, aber eben nicht genau so, wie es festgehalten wurde. Die Weihnachtsgeschichte finde ich schön, um sie Kindern weiterzugeben. Sie gehört für mich zu Weihnachten dazu, allerdings ist Weihnachten selbst für mich vor allem ein gemütliches Beisammensein mit der ganzen Familie.

Daniel Pircher: Jesus spielt in meinem Leben zwar keine zentrale Rolle, jedoch ist er nicht unbedeutend, da ich durchaus an die Geschichte Jesu glaube und mir auch einige seiner Gleichnisse sehr zu Herzen nehme. Ich finde, dass Gott in meinem Leben allgegenwärtig ist, auch wenn ich es manchmal nicht bemerke oder es mir nicht bewusst ist. Ich denke, dass die Jesusbiografie großteils eine mythische Erzählung ist, die jedoch auf historischen Tatsachen und Geschehnissen beruht. In erster Linie ist Weihnachten für mich ein Feiertag, den man zusammen mit seiner Familie verbringt. Natürlich spielt die Weihnachtsgeschichte für mich eine bedeutende Rolle, und ich finde, dass die Weihnachtsgeschichte durchaus auch auf wahren Tatsachen beruhen kann.

von Josef Prantl

 

Unterm Stern von Bethlehem
Ein Essay von Toni Haller Pixner

Sobald eine außergewöhnliche Persönlichkeit über unsere Erde schreitet, Großes leistend, dann sterbend (da nicht unsterblich), entsteht posthum ein wildes Gerangel um diese Person: Interessengruppen, Firmen, politische Parteien und religiöse Führer benutzen diese Giganten für ihre Zwecke, denn man braucht glänzende Idole, Lokomotiven, welche den Zug in Bewegung setzen und in Schwung halten. So erging es auch Jesus, dem Christus, der vor mickrigen 2000 Jahren (sozusagen vorgestern) über unsere Erde und über den See geschritten ist, ohne zu sinken. Inzwischen wurde dieser Jesus geradezu wie ein Hühnchen gerupft, von Historikern, Exegeten, Interpreten, Wissenschaftlern, nicht wenige sprechen IHM sogar die Existenz ab, als sei er nur eine mythologische Erfindung, ein Papiertiger!? Andere hingegen beweihräuchern IHN, polieren die ihn darstellenden Statuen so auf Hochglanz, dass sie ihr eigenes Dasein vergessen und bereits zu Lebzeiten zu Staub zerstieben. So oder so, dieser Jesus erregt Widerspruch, ist Herausforderung, Leuchtturm, Risiko und Faszinosum, jedes Jahr unterm Stern von Bethlehem als Baby in der Krippe liegend… jenes Bild, das uns Christen so sehr ans weihnachtliche Herz und Gemüt rührt.