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Untermais in Aufbruch

Untermais hat sich vieles vorgenommen: die Errichtung eines deutsch-italienisch­sprachigen Schulzentrums auf dem Areal von Kloster Maria Trost, einen neuen Park, die
Umgestaltung des Kasernenareals und die Erweiterung des Pendlerparkplatzes am Bahnhof.

Die italienische Mittelschule erinnert an den Planer des Suezkanals Luigi Negrelli

Seit mehreren Jahren ist die Errichtung eines neuen deutsch-­italienischsprachigen Schulzentrums in Untermais im Gespräch. Der neue Schulkomplex soll zwischen der Romstraße, der Trogmanngasse und dem Kinderspielplatz Maria Trost auf einer Fläche von über 23.000 m2 entstehen. Mit der Unterzeichnung des Vertrags zwischen dem Abt vom Stift Stams, German Erd, und dem Bür­germeister Paul Rösch im Jahre 2016 wurde das Projekt angegangen. Als nächsten Schritt sah die Stadtverwaltung vor, die italienische Musikschule im sogenannten Prioratsgebäude unterzubringen und für 32 Jahre anzumieten. Voraussetzung für die Übergabe der Immobilie sind die derzeit laufenden Sanierungsarbeiten des alten Klosters. Nachdem die Zuständigkeit für die Musikschulen seit Jahresbeginn an das Land übergegangen ist und somit der Umbau des Prioratsgebäudes aus Landesmitteln finanziert werden muss, könnten sich die Bauarbeiten verzögern, heißt es von Seiten der Gemeinde.

Europaweiter Planungswettbewerb
Für die Realisierung des neuen Schulkomplexes hat die Stadtverwaltung bereits im Vorjahr einen wichtigen Schritt getan und das Verfahren für den Planungswettbewerb festgelegt. Demnach wird das Projekt für folgende Bauvorhaben europaweit ausgeschrieben: ein neues Gebäude für die italienische und die deutsche Mittelschule, mit jeweils 6 bzw. 4 Sektionen; eine vorwiegend den Schulen zur Verfügung stehende Dreifachturnhalle und eine Tiefgarage mit rund 234 PKW-Parkplätzen sowie einen Planungsvorschlag für die Neugestaltung der Flächen nahe der neuen Schule und der St.-Vigil-Kirche. Stadtrat Stefan Frötscher informierte im Dezember 2018 die Bürger, dass die Gesamtkosten dafür auf 26,4 Mio. Euro geschätzt werden. Davon seien 7,2 Mio. Euro für den Bau der italienischen Mittelschule, 5,1 Mio. für die deutsche Mittelschule, 4,5 Mio. Euro für die Tiefgarage, 8,2 Mio. Euro für die Turnhalle und 1,3 Mio. Euro für die Gestaltung der Außenfläche berechnet worden. Die ausgeschriebene Planung soll innerhalb Juni 2021 abgeschlossen sein, damit die Realisierungsarbeiten im Jahr 2022 in Auftrag gegeben und begonnen werden können. Wenn alles nach Plan verläuft, soll das neue Schulzentrum dann 2024 bezugsbereit sein.

Klimafreundliche Gebäude
Bei der Realisierung müssen der Meraner Klimaplan und das Programm „KlimaGemeinde“ mitberücksichtigt werden und die Gebäude als „Nearly Zero Energy Building“ sowie als „KlimaHaus School“ zertifiziert werden. Laut Stadträtin Rohrer muss der Schulkomplex Ausdruck einer innovativen und besonders nachhaltigen Architektur sein, auch durch die Verwendung lokaler Baustoffe. Es müssen genügend überdachte Radstellplätze geplant werden, die sich harmonisch in die Schulgebäude einfügen. Das Priorat soll mit seinem Barockgar­ten künftig für die Bevölkerung zugänglich bleiben. Durch die Pla­nung eines Netzes von Fuß- und Radwegen innerhalb des Schulzentrums möchte man den wirtschaftlichen Teil von Untermais mit den kulturellen und den kirchlichen Orten miteinander verbinden.

Kloster Maria Trost an der Romstraße ist vielen unbekannt

Neues Abkommen
Für den Erwerb des Grundstückes der Zisterzienserabtei Stams hat die Gemeinde Meran das Erbbaurecht mittels eines eigenen Abkommens erworben, welches im neu angepassten und erst kürzlich unterzeichneten Vertrag geregelt ist. Dieser beinhaltet unter anderem, dass die Vergütung für das Erbbaurecht in Form von 91 wertgesicherten Raten entrichtet wird. Dabei beläuft sich der Anfangsbestand auf 38.342,42 Euro. Die erste Wertsicherung erfolgt am 1. Januar 2022 in Höhe von 75 % der jährlichen Steigerung der Lebenshaltungskosten in der Provinz. In Anbetracht dessen, dass ursprünglich 100 % vorgesehen waren, war es ein gelungener Schachzug der Gemeinde.

Geschichte des Schulwesens
Die ersten Anläufe eines eigenen Schulsprengels gehen auf die Jahre nach 1908 zurück, nachdem die damalige Gemeinde Untermais, zusammen mit Obermais, in die Großgemeinde Meran eingegliedert wurde. Bis dahin bildeten die Orts­teile noch einen einheitlichen Sprengel, die sogenannte „Schulgemeinde Mais“. Dieser oblag die Verwaltung der 1887 errichteten Maiser Mädchenschule unterhalb des heutigen Plankensteinhauses und des alten Knabenschulgebäudes (1905) bei der Georgenkirche in Obermais. Nachdem die Schülerzahl stetig angestiegen ist und sich die bestehenden Standorte für die Untermaiser Schüler als ungünstig erwiesen, beschloss man in Untermais ein selbstständiges Schulwesen zu gründen und errichtete die „neue“ Knaben- und Mädchenschule im Wi­dum ­Weinacker. Die Pläne für das Schulgebäude stammen vom Münchner Architekten Freiherr Friedrich von Schmidt. Für die Bauarbeiten wurde Anton Fitz aus Innsbruck verpflichtet. Die Schule wurde ohne behördliche Baugenehmigung errichtet. Die Gesamtkosten für den Bau beliefen sich auf rund 550.000 Kronen. Zur feierlichen Eröffnung, im Oktober 1911, erschien alles, was Rang und Namen hatte außer die Obermaiser Vertretung. Heute sind im Schulgebäude sowohl die deutsche Grundschule „Karl Erckert“ als auch die italienische Mittelschule „Negrelli“ untergebracht. Insgesamt besuchen derzeit 247 Schüler die Schule. Da die Schule nicht mehr über ausreichende Räumlichkeiten verfügte, mussten die 5. Klassen in die Außensektion im alten Untermaiser Rathaus in der Matteottistraße übersiedeln. Ihnen folgte auch die Schulbibliothek.

Kindergarten „Maria Trost“
Der Kindergarten Maria Trost befindet sich in unmittelbarer Nähe der Untermaiser Schule und hat ebenfalls eine interessante Geschichte. Nachdem Ende der 1960er Jahren die Not an Kindergartenplätzen in Meran immer größer wurde, gründeten einige Untermaiser Bürger am 2. August 1967 die Untermaiser Kindergartengenossenschaft, um aus privater Initiative einen deutsch­spra­chigen Kindergarten zu errichten. Als geeigneten Grund sah man den Widumanger. Doch die Finanzierung ihres Vorhabens war schwierig. Mit einem Ansuchen an die Gemeinde hoffte man auf Unterstützung. Diese beschloss jedoch die Errichtung eines gemeindeeigenen Kindergartens und beauftragte Karl Perathoner mit der Planung. Den Bau übernahm die Gemeinde selbst und übertrug daraufhin dem am 1. November 1973 neu gegründeten Kindergartenverein Me­ran-Un­ter­mais Maria Trost die Führung. Mit 150 Kindern und fünf Sektio­nen wurde der Kindergarten am 19. 11. 1973 in Betrieb genommen und 1977 um zwei Sektionen erweitert. Nach einem Generalumbau im Jahr 2006 wurde der Kindergarten am 13. 10. 2007 neu eröffnet und erhielt sein heutiges Erscheinungsbild. Heute bietet der Kindergarten Platz für über 170 Kinder.

Parkanlage „Johannespark“

Kinderspielplatz Maria Trost

Den Kindergarten Maria Trost wertet der anliegende Kinderspielplatz mit zahlreichen Spielgeräten, einer Kletterwand und einem kleinen Fußballfeld mit Zuschauertribüne auf. Mit dem neuen Johannespark unterhalb der Pfarrkirche St.Vigil wurde im Frühjahr dieses Jahres eine neue Parkanlage errichtet. Die neuen Turngeräte sind für Senioren aufgebaut worden, welche die richtige Handhabung der Geräte mittels QR-Co­de am Smartphone anschauen können.

Die Untermaiser Kaserne
Folgt man der Johannesstraße südwärts, gelangt man ins Untermaiser Kasernengebiet. Nachdem die Zone über die Jahre Staatsangelegenheit war, gehen die Flächen der Kasernen „Rossi“ und „Battisti“ in absehbarer Zeit an das Land. Damit wird eine Gesamtfläche von 25 Hektar frei, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher Anfang des Jahres in einer Bürgerversammlung. Er sehe in den Kasernen eine große Chance für den Wohnbau, das Gewerbe und die Dienstleistung. Gleichzeitig betonte er, dass sich Meran bis 2022 ein „klug geplantes Gesamtkonzept“ erarbeiten soll.

Neue Pendlerparkplätze
Folgt man dem Straßenverlauf der Gampenstraße, vorbei an der Meranarena (Eishalle, Hallenbad und Kletterhalle „Rockarena“) und dem Meraner Pferderennplatz, gelangt man zum Untermaiser Bahnhof. Hier wird gerade der bestehende Pendlerparkplatz erweitert. Die Arbeiten zur Bonifizierung des Areals für die spätere Neugestaltung und Erweiterung sind seit August im Gange und sollen bis Ende Januar 2020 abgeschlossen werden. Rund 633.630 Euro kostet der Eingriff und sieht die Errichtung eines Parkplatzes für Pendler mit 307 Pkw-Stellplätzen, davon 21 Kurzzeitparkplätze und neue Stell­plätze für Menschen mit Beeinträchtigung, mehrere Stellplätze für Motorräder und Fahrräder sowie einen überdachten Wartebereich für die Bushaltestelle vor. Außerdem wird am Bahnhof in den nächsten Jahren ein Mobilitätsknotenpunkt entstehen, der den Umstieg zwischen Fahrrad, öffentlichen Verkehrsmitteln und Auto vereinfachen soll.

Die Wirtschaft in Untermais
Unmittelbar am Bahnhof befinden sich zwei wichtige Wirtschaftsstandorte von Untermais: das Maia-Center und die Handwerkerzone Untermais. Auch entlang der Matteottistraße und der Romstraße haben sich Wirtschaftstreibende niedergelassen. Ein besonderer Traditionsbetrieb ist der Eisenwarenhandel Brugnara. Seit 65 Jahren steht das Un­ternehmen seinen Kunden mit bester Beratung und Service zur Seite. Von Haushaltswaren, Eisenwaren, Regalsystemen, Tresoren, Postkästen, Elektrogeräten bis zu allen Arten von Werkzeugen findet man alles, was man braucht. „Und wenn man etwas nicht fin­det, dann braucht man es womöglich gar nicht“, soll ein Kunde einmal gesagt haben, und wer den Traditionsbetrieb kennt, weiß, an diesem Spruch ist einiges dran.

 

von Philipp Genetti