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Magischer Begleiter

„The Eagle has landed“ funkte „Apollo 11“ vom Mond. Einige Stunden später betrat Neil Armstrong als erster Mensch einen anderen Himmelskörper. „We came in peace for mankind“, auf Deutsch „Wir kamen in Frieden für die Menschheit“ lautet die Botschaft, die auf dem Mond zurückgelassen wurde.

Am 20. Juli 1969 um 21.17 Uhr mitteleuropäischer Zeit, knapp 103 Stunden und mehr als 360.000 Kilometer nach dem Start, landete der „Adler“ auf der Mondoberfläche. Um 3.56 Uhr mitteleuropäischer Zeit am 21. Juli stand erstmals ein Mensch auf einem anderen Himmelskörper. In den USA war es noch der 20. Juli. Ein großer Schritt für die Menschheit – auch wenn dessen Größe heute kaum mehr nachzuvollziehen ist. Der Flug zum Mond wurde inmitten des Kalten Kriegs zur Technologie- und Innovationsschlacht zwischen den Supermächten. Dabei ging es weniger um die „Eroberung“ des Erdtrabanten, sondern darum, vor einem globalen Publikum die eigene Stärke und Überlegenheit im Kampf der Systeme zu demonstrieren. Als im März dieses Jahres US-Präsident Donald Trump ankündigte, dass er binnen fünf Jahren wieder Astronauten und die erste Astronautin auf den Mond bringen wolle, war von globaler Begeisterung nichts zu spüren. Die USA haben vor acht Jahren ihr Spaceshuttle-Programm eingestellt. Zur internationalen Weltraumstation ISS müssen sich US-Astronauten derzeit von russischen Sojus-Raketen oder anderen mitnehmen lassen. Wenn Washington tatsächlich eigene Astronauten auf den Mond bringen will, dann wohl nach derzeitigem Stand per Anhalter. Fast genau sechs Jahre nach der ersten Mondlandung koppelten ein Apollo- und ein Sojus-Raumschiff am 17. Juli 1975 in der Erdumlaufbahn aneinander an. Aus diesem Projekt entwickelte sich die bis heute währende Kooperation im All. Verbinden und trennen – der Mond und das All können beides. Und an ihnen lässt sich ablesen, wie es um das politische Klima auf der Erde bestellt ist: Nach Ende des Kalten Krieges bauten 16 Staaten und sechs Raumfahrtagenturen gemeinsam die Internationale Raumstation. Seit der Jahrtausendwende kreisen Amerikaner, Russen, Europäer und Asiaten auf engstem Raum im Orbit. Ein schönes Symbol für das Verbindende auf dem blauen Planeten. Sollte die Rückkehr der Amerikaner auf den Mond dennoch wie geplant in den kommenden Jahren gelingen, werden sich Erde und Mond so gut wie nicht verändert haben. Radikal verändert hat sich sicher aber das Leben der Menschheit: mittlerweile befindet sich in jedem durchschnittlichen Haushalt, der über Strom- und Wasserversorgung verfügt, mehr Computertechnologie, als Neil Armstrong und Kollegen 1969 in der Apollo zur Verfügung stand.

„That’s one small step for (a) man, one giant leap for mankind“
Jeder weiß, was der erste Mensch auf dem Mond gesagt hat, als er die Oberfläche betrat: Aber was sagte eigentlich der letzte Mensch auf dem Mond, als er diesen 1972 verließ? Astronaut Eugene Cernan hinterließ im Mond­staub um das Taurus-Littrow-Tal, das er im Dezember 1972 mit Apollo 17 erforschte, Reifenspuren mit dem Mondmobil (mit dem er übrigens den inoffiziellen Geschwindigkeitsrekord auf dem Mond von sagenhaften 18 km/h hält) seine Fußabdrücke und die Initialen seiner Tochter.
Er wusste, dass die nächsten Missionen zum Mond bereits gestrichen waren und dass er, als er hinter seinem Kollegen Harrison Schmitt in die Raumkapsel stieg, für lange Zeit der letzte Mensch auf dem Mond sein würde.  …Und was hat er nun gesagt, als er den Mond verließ? „Wir verlassen den Mond und Taurus-Littrow; und wir gehen, wie wir gekommen sind, und so Gott will, wie wir zurückkehren werden, mit Frieden und Hoffnung für die ganze Menschheit“, funkte er zur Erde, bevor er ins Challenger-Lunar-Module stieg. Seine wirklich letzten Worte allerdings, bevor er das Modul startete, waren sehr viel prosaischer: „Okay, Jack, hauen wir ab!“

 

„Der Geist der Mondlandung ist der Menschheit verloren gegangen“

Vollmond über dem Burggrafenamt

Ein Gespräch mit den Amateurastronomen Heidemarie Unterholzner und Stephan Bertagnolli.
Menschen blickten schon zu allen Zeiten zum Nachthimmel empor, und sie waren wohl zwischen Angst und Staunen hin- und hergerissen. Eine erste große Blüte erlebte die Astronomie während der antiken Hochkulturen in Mesopotamien, Ägypten, aber auch bei den Chinesen, Maya und Azteken in Amerika.

Der Südtiroler Pionier Max Valier
Einer der ersten Raketenpioniere war der Bozner Max Valier. Er studierte vor rund hundert Jahren Astronomie und schrieb zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher, um dem allgemeinen Publikum das Weltall und die Himmelskörper näher zu bringen. Ab Mitte der 1920er Jahre des letzten Jahrhunderts beschäftigte er sich intensiv mit der Entwicklung und dem Bau von Raketenfahrzeugen. Sein großer Traum: den Menschen von der Erde auf den Mond und zu den anderen Planeten zu bringen. Zusammen mit anderen Wissenschaftlern war er somit ein Wegbereiter der modernen Raumfahrt. Nach ihm benannte sich auch die Vereinigung der Südtiroler Amateurastronomen, die 1984 gegründet wurde. Die Astronomie in Südtirol zu fördern, sehen sich die heute rund 160 Mitglieder verpflichtet. Der Verein baute 2000 zusammen mit der Autonomen Provinz Bozen und der Gemeinde Karneid die Volkssternwarte in Gummer auf und betreibt sie seit 2002. Jeden Donnerstag und Freitag werden auf Vormerkung von 7 Teams auf ehrenamtlicher Basis Führungen für Jung und Alt angeboten.

die BAZ sprach mit den zwei Amateurastronomen Heidemarie Unterholzner und Stephan Bertagnolli aus Lana über die Mondlandung und ihre Leidenschaft für die Sterne.

Heidemarie Unterholzner

Stephan Bertagnolli

Die Mondlandung vor 50 Jahren, (k)eine Lüge?
Heidemarie Unterholzner/Stephan Bertagnolli: Natürlich hat der Mensch den Mond betreten. Davon zeugen eine Vielzahl von Beweisen. Fast 400 kg Mondgestein wurden durch die Apollo-Missionen zur Erde gebracht. Aufgrund der mangelnden Mondatmosphäre und dem Beschuss durch den Sonnenwind enthalten es Elemente, die auf der Erde in dieser Form nicht vorkommen. Ein weiterer eindeutiger Beweis: Noch heute wird die Entfernung Erde – Mond mit Hilfe von Laserspiegeln vorgenommen, die Astronauten bei ihren Missionen auf dem Mond hinterlassen haben.

Wie groß ist der Schritt denn tatsächlich für die Menschheit gewesen?
Wenn man bedenkt, wie wenig man damals über die höheren Schichten unserer Atmosphäre, das Überleben im Weltall und die auf dem Mond vorherrschenden Bedingungen wie fester Untergrund wusste und wie wenig ausgereift noch die Technik war, ist es fast unglaublich, dass innerhalb eines Jahrzehnts diese Landung gelungen ist. Die Mondlandung ist der Beweis, zu welchen Höchstleistungen die Menschheit im Stande wäre, wenn sie sich gemeinsam auf ein positives Ziel konzentrieren würde.

Apollo 17 startete 1972 die letzte Mission. Danach war das Interesse der Öffentlichkeit am Mond erlahmt. Was wissen wir heute über den uns nächstgelegenen Himmelskörper?
Es ist unendlich schade, dass damals die Gelegenheit versäumt wurde, ein umfassendes Raumfahrtprogramm weiter zu führen. Wernher von Braun hatte schon fixe Pläne ausgearbeitet, wie man zum Mars kommen könnte. Trotzdem haben die Mondlandungen viel neues Wissen über den Mond gebracht, wie klarere Vorstellungen, wie der Mond entstanden sein könnte und welche Rolle er in unserem Leben spielt.

Gibt es ungelöste Fragen?
Viel mehr als Antworten… Auf der Erde können wir in vielen Bereichen nur Theorien entwickeln, den Nachweis, ob diese stimmen, erhält man oft nur, indem man vor Ort forscht.

Eine zentrale Frage bei Geburt und Entwicklung des Sonnensystems ist die Rolle des Wassers. Wie sieht es da auf dem Mond aus?
Auf dem Mond gibt es definitiv Wasser, wie in den Kratern an den Polen und auch im Mondgestein eingeschlossen. Natürlich nicht flüssig, aber künftige Mondmissionen und -stationen werden davon profitieren können. Auch in Hinblick auf künftige Marsmissionen, die den Mond als Zwischenstation nutzen werden, ist das Wasser auf dem Mond von Bedeutung.

Die erdabgewandte Seite für jede Form der Erforschung eine schwer zu knackende Nuss. Warum ist das so schwierig?
Wenn sich ein Raumschiff oder eine Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes befinden, dann ist es sehr schwierig den Funk­kontakt aufrecht zu erhalten. Den Chinesen gelang mit Chang’e 4 eine Landung auf der „Rückseite“, indem sie mit einem Satelliten die Signale umgeleitet haben. Nur so war eine Steuerung möglich.

Sollen wieder Menschen zum Mond fliegen?
Natürlich und nicht nur… auch der Mars sollte bald von uns besucht werden. Zurzeit ist er ja der einzige Planet, der nur von Robotern, die auf der Erde entwickelt wurden, bewohnt wird.

Der Bildungsausschuss Lana bietet eine Reihe von Gedenkveranstaltungen an die Mondlandung vor 50 Jahren an.
Astronomische Veranstaltungen sind eigentlich ein fixer Bestandteil der Aktionen des Bildungsausschusses Lana; wir planen mit Mitgliedern des Vereins „Max Valier“ jährlich verschiedene Veranstaltungen. Zum Beispiel bieten wir immer wieder Abende in Lana an, bei denen wir mit dem Teleskop den Mond, die Planeten und die Sterne beobachten und den Sternenhimmel erklären. Für viele Besucher war es überraschend, wie gut man mit einem einfachen Teleskop oder Fernglas Strukturen auf dem Mond erkennen kann. Das nächste Mal, sofern das Wetter es erlaubt, sind wir am 4. November gegen 19.30 wieder mit unseren Teleskopen im Kapuzinerpark in Lana.
Bereits letztes Jahr haben wir bei den „Wilden 1960er Jahre“-Veranstaltungen zur Astronomie, Raumfahrt, Mondflüge usw. angeboten, heuer im Juni, als Gedenkveranstaltung einen Vortrag in italienischer Sprache „Verso la luna ed oltre…“ mit dem Astronomen Luca Ciprari. Am 19. Oktober um 18.30 werden die Podcaster Alexa & Alexander Waschkau alias „Hoaxilla“ über Verschwörungstheorien und Fake News sprechen und dabei auch die „Mondverschwörung“ durchleuchten.

 

Drei Fragen an den Meraner Dieter Seiwald, Gründungs­mitglied der Südtiroler Amateurastronomen „Max Valier“

Dieter Seiwald

Wie kam es zur Gründung der Südtiroler Amateurastronomen?
Dieter Seiwald: Bereits in den Jahren um 1975 versammelten sich Amateurastronomen aus dem Raum Bozen, um ihrer Lei­denschaft der Himmels­beob­ach­tung nachzugehen. Klaus Mu­melter, der in Bozen eine Pri­vatsternwarte betreibt, versuchte schließlich 1983 durch einen Zei­tungsartikel weitere Interes­sier­te mit dem Ziel einer Ver­eins­grün­dung zu finden. Zu diesem Zeit­punkt besuchte ich die 2. Klasse des Realgymnasiums Me­ran. Mein Vater und ich waren gleich bei den ersten Treffen dabei. 1984 kam es zur offiziellen Vereins­grün­dung, bei der mein Vater die Rolle des Kassiers übernahm. Da­mals besaß der Verein noch keine eigene Stern­war­te und die Beob­achtungen fanden auf öffentlichen Plätzen und auf privaten Grund­stücken in ganz Süd­tirol statt. Von Be­ginn an fan­­den auch monatliche Treffen in Bozen statt, bei denen über astro­nomische The­men heiß diskutiert wurde, Vor­träge statt­fanden und selbst gemachte As­tro­fotos gezeigt wur­den.

Vereinsziel ist die Förderung der Astronomie in Südtirol. Was macht der Verein dafür konkret?
Heute betreibt der Verein die Volks­­sternwarte „Max Valier“ in Gummer und betreut über 150 Mit­glieder aus ganz Südtirol und auch über Südtirol hinaus. Den Mit­gliedern werden Vorträge, Beob­achtungen, Kurse und Ver­einsfahrten geboten, der gesamten Bevölkerung Führungen auf der Sternwarte und Informa­tio­nen zu besonderen astronomischen Ereignissen. Die Fülle an astronomischen Entdeckungen der letzten Jahre und die damit zusammenhängende Flut an Me­dieninformationen bewirkt ein reges Interesse am Verein. Be­son­ders freut es uns, eine beachtliche Truppe von jungen Ama­teur­as­tro­nomen in unseren Rei­h­en zu haben. Besondere Vor­aus­set­zun­gen an einer Mit­glied­schaft gibt es keine, das Interesse an den Ge­heim­nissen des Uni­ver­sums ist vollkommen ausreichend!

Die Volkssternwarte „Max Valier“ in Gummer haben Sie mitaufgebaut. Was geschieht dort?
Auf der Sternwarte finden ganzjährig Führungen für die Be­völ­kerung statt. Wer einmal Saturn mit seinen Ringen oder eine ferne Galaxie durch das Teleskop beobachten möchte, kann sich telefonisch für eine Führung anmelden. Alle Informationen lassen sich auf www.sternwarte.it finden. Au­ßer­dem findet auf der Sternwarte eine rege Ver­eins­tä­tig­keit statt. So versuchen Mitglieder mit emp­find­lichen Ka­­meras ferne Ga­la­xien einzufangen oder auch nur ein schönes Bild eines Nebels zu erzielen. Man halte sich vor Au­gen, das große Teleskop in der Stern­warte zeigt 10.000-mal mehr Him­mels­objekte als das freie Auge zu sehen imstande ist. Durch eine lange Be­lich­tungszeit mit einer emp­find­lichen Kamera lässt sich die An­zahl der Sterne oder Ga­laxien um den Faktor 1000 stei­gern! Das Fo­to des Pfer­de­kopf­nebels im Stern­bild Orion von mir beweist dies.

von Josef Prantl

 

Toni Haller Pixner

Das Schaf im Mond

Ein Essay von Toni Haller Pixner

Wer liebt nicht den Mond, unseren ständigen Begleiter, den Satellit-Trabanten, der uns umkreist? Unvorstellbar, wenn dieser sich plötzlich in Luft auflösen wür­de, wenn kein Schaf und auch kein Hase mehr sichtbar wären an seiner leuchtenden Oberfläche.
Sobald der Mond in voller Größe seine Pracht am nächtlichen Himmel entfaltet, erfahren wir an Leib und Seele seine magisch-magnetische Wirkung und staunen ins Weltall hinaus und hinauf. Er steht astrologisch für Gefühl, Gemüt, Phantasie, aber auch für Wankelmut und Schwermut, beflügelt die Liebenden, lässt Hunde und Wölfe heulen, macht Dieben einen Strich durch die Rechnung. Er ist und bleibt aber unser aller Freund. Wer könnte ihn hassen außer Diebe und mondsüchtige Artgenossen, über Dachgiebel balancierend? Die Expansions- und Expeditionsfreude des Menschen hat unseren Trabanten vor 50 Jahren ins Visier genommen, kürzlich wurde sogar seine bislang unbekannte Rückseite von Chinesen begutachtet, außer es handelt sich hierbei wieder mal um „Fake News“, welche Tatsachen verdrehen und Verwirrung stiften sollen auf der Erde? Sobald wir unseren allerwertesten Mond voll in Griff haben werden, die paar lächerlichen Kilometer Abstand überwindend, werden wir uns den Mars vorknöpfen. Danach die Venus? (Die Sonne außer Reichweite und zu heiß…) Dann werden wir unseren Drang nach Kolonialisierung ins Weltall hinaus verlagern, da auf unserem Planeten kaum mehr Ländereien disponibel sind? Sehr wahrschein­lich, dass wir ihn in naher Zukunft durchlöchern werden, zum Schweizer Käse modellierend, auf der Suche nach Edelmetallen oder anderen Elementen oder Bodenschätzen, die wir dringend benötigen unten. Transport-Unternehmen sind gefragt und gesucht nach brauchbaren und umsetzbaren Ideen.
Wahrscheinlich, dass es bald schon möglich sein wird, in einem Mond-Café Cappuccino zu schlür­fen, mit Sauerstoff unter einer Glashaube mit garantiertem Ausblick zum Blauen Planeten: der Mond-Tourismus als Marktlücke? Also einige noch offene Fragen, die unsere Phantasie beflügeln könnten, nicht nur bei Vollmond, auch bei Neumond, wenn er unsichtbar ist, so, als wollte er sich vor uns Menschen verbergen, so, als schämte er sich, in unserer Nachbarschaft zu kreisen, so, als befürchte er einen radikalen “Mond-Attack”!