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Romantik-Schloss Rubein

Es zählt zu den besterhaltenen historischen Baudenkmälern im Burggrafenamt – samt seinem mystisch märchenhaften Jahrhundert-Park.

Im 13. Jh. erstmalig erwähnt, lässt sich Rubein ableiten von den Edlen zu Ruvina, die als Minister­ialen der Grafen von Tirol tätig waren. Unter ihnen wirkte nachweislich ein Minnesänger auf Rubein, dessen Lieder zur Zeit der Kreuzzüge Kaiser Friedrichs II. an Walther von der Vogelweide erinnern. Damit schien die musische Ausrichtung dieser einzigartigen Wohnburg Rubein als zeit­epochaler Treffpunkt von Künstlern und Denkern seit ihren Ursprüngen bis in die Gegenwart als begründet.

Gotischer Loggiagang mit reichen Fresken aus dem 16. Jahrhundert

Mittelalterlicher Werdegang

Während die meisten adeligen Schlösser als Wehr- und Trutzburgen an besonders strategischen Landschaftspunkten gut sichtbar errichtet und mit entsprechenden Vorrichtungen zur Feindesabwehr ausgestattet wurden, gab es gegensätzlich dazu romantisch gelegene Wohnburgen wie Schloss Rubein, welche gänzlich unbewehrt als Rückzugsstätte für Familie und Kultur zweck­bestimmt waren. Nachdem die Familie derer von Rubein ohne Erben blieb erfolgte im 15. Jh. durch die Gebrüder Römer ein gotischer Ausbau. Sie ließen die Schlosskapelle zum Hl. Sebastian neu erbauen – diese wurde 1493 eingeweiht. Im 16. und 17. Jh. folgten die Herren von Wanga als Eigentümer, welche im Baustil der Renaissance weitere Zubauten am zinnenbewehrten Schloss vornahmen. Um 1540 entstanden die Rundbogen-Arkaden und Loggiagänge mit den zeitgenössischen Mauer- und Deckenfresken von Meister Bartholomäus Dill Riemenschneider. Nach weiteren Besitzerwechseln erwarb die westfälische Gräfin Anna W.we Wolff-Metternich um 1883 die etwas abgelebte Wohnburg Rubein – zu einer Zeit wachsender Bedeutung Merans als Weltkurort.

Beginn der Ära du Parc zu Rubein
Camille Graf du Parc-Locmarià, aus altem, bretonischem Adel stammend und k.u.k. Offizier am Kaiserhof in Österreich sucht Zuflucht und Heilung für seine lungenkranken Mädchen als Kurgast im klimatisch bevorzugten Meran. Der Witwer lernte seine ebenfalls verwitwete zukünftige Frau Anna kennen. 1888 gibt es die gräfliche Hochzeit und ein Jahr später die Geburt ihres Sohnes Robert Graf du Parc. Gräfin Anna du Parc baute das Schloss zu einem eleganten Domizil aus, wobei die wesentlichen Baukörper, der 21 m hohe Wohnturm und der vierstöckige Palas rund um den idyllischen Schloss-Innenhof unverändert erhalten bleiben. Die Innenausstattung erfährt mit wertigen, geschnitzten Holztüren, Parkettböden, Zimmerdecken und Möbeln die entsprechende Aufwertung; kunstvolle Kachelöfen oder offene Kamine sorgen auf den Wohnetagen für zeitgemäße Behaglichkeit.
Der 5 ha große wildromantische Park von Rubein wird erneuernd gepflegt. Sohn Robert verbringt unbeschwerte Kinderjahre im Schloss, umsorgt von der kunstsinnigen, musikalischen Mutter, und bekommt so früh den Grundstein für seine spätere künstlerische Bildung gelegt. Bereits als Vierjähriger beginnt er mit Hingabe zu zeichnen und zu malen. Der frühe Tod des Vaters Camille du Parc um 1903 ist für den Jugendlichen ein schwerer Verlust.

Schloss Rubein im Park, zauberhaft und geheimnisvoll

Robert du Parc
Nach dem Abitur am Jesuitenkolleg weilt Graf Robert des öfteren in der Dauphineè nahe Lyon bei einem Onkel väterlicherseits; er trifft dort einen geistlichen Maler, den er als Vorbild für sein eigenes Schaffen wählt. Zurück nach Meran wird er junges Mitglied des dortigen Künstlerbunds und befreundet sich mit namhaften Kunst­malern wie Thomas Riss, Hans Josef Weber-Tyrol, welcher mehrere Jahre auf Rubein wohnte. Unterstützt von der geliebten Mutter, die sich im Schloss um alles kümmert, widmet sich Robert ausschließlich den Künsten, der Literatur, dem Musizieren auf seiner Amati-Geige, vor allem aber der Stillleben-Malerei, zu der er trotz nie genossener akademischer Ausbildung ein natürliches Talent als Autodidakt mit unendlicher Hingabe entwickelt. Seine Motive findet er auf Bergtouren, besonders aber im Park und in den Gefilden von Schloss Rubein, das er oft wochenlang nicht verlässt, wo er sich in der obersten Turm­etage sein Atelier geschaffen hat zum Malen, zum Meditieren, zum Philosophieren mit wenigen gleichgesinnten Freunden.

Depression und Lichtblick
1935 dann, zwischen den Kriegen, der Tod der über 90-jährigen Mutter, den er nur schwer verkraftet. Eine über Jahre dauernde Depression wirkt sich unmittelbar auf seine Kunst aus – es entstehen die dunklen Nachtbilder. Gegen Kriegsende 1944 dann ein neuer Lichtblick: zum zweitenmal trifft der Graf seine frühere Liebe auf Schloss Rubein und er heiratet die 20 Jahre jüngere Lilo Martin
W.we Römer, eine begabte und lebensfrohe Konzertpianistin. Sie bringt zwei Töchter mit in die Ehe, sie bringt wieder Schwung und Lebensfreude in die Schlossfamilie, ein Jahr später wird die gemeinsame Tochter Eliane du Parc geboren. In den 50er bis 70er Jahren des letzten Jh. wurde Schloss Rubein wieder Treffpunkt für künstlerische Intellektuelle, die sich dort ergänzend austauschten – darunter Namen wie Ernst Nepo, Hans Ebensperger, Martin Buber, Peter Fellin, Toni Frühauf u. a. Die vielen Hunderte von ausdrucksstarken Bildern des Malers Robert du Parc fanden wohl mit Absicht nur in wenigen Einzelausstellungen in Bozen oder Meran einen breiteren Liebhaberkreis als den ihnen gebührenden. Die Malerei war des Grafen privates Kunstanliegen – der Kunsthandel mit seinen Bildern war für ihn unbedeutend. Robert Graf du Parc verschied 1979 in hohem Alter.

Sein künstlerisches Erbe
Graf Robert du Parc hinterlässt seiner geliebten Tochter Eliane das Romantik-Schloss Rubein, das sie als Gästeparadies und Kunstmuseum verwaltet und mit ihrer Familie bewohnt. Fünf einzigartige, feudal ausgestattete Gäste-Suiten verteilen sich im Obergeschoss um den zauberhaften Schloss-Innenhof; im großen Musiksaal erwartet die Gäste ganzjährig ein kreatives Frühstücksbuffet. Als besonderen Rahmen bietet Gräfin Eliane Schloss und Park Rubein für die Ausrichtung von unvergesslichen Hochzeits- oder Jubiläumsfeiern an. Dichter Josef Leit­geb schrieb: wenn du den Park betrittst, verlässest du die Zeit.. – lasst mich dazu ergänzen: wer die Zeit findet und das Glück hat, durch den Märchenpark von Schloss Rubein zu streifen, findet sich als Traumwandler wieder.

von Jörg Bauer