Cornelia des Dorides ist Pfarrgemeinderatspräsidentin der Pfarrei St. Nikolaus in Meran und bringt viel Erfahrung und Leidenschaft für ihre Aufgabe mit.
Ihre Perspektiven und Einsichten sind geprägt von einem tiefen Engagement für die Gemeinschaft sowie einem starken Glauben an die Bedeutung der Zusammenarbeit innerhalb der Kirche. In ihren Bemühungen, die Pfarrei lebendig zu gestalten, verfolgt sie eine Vision, die auf Offenheit, Integration und den Dialog zwischen den Generationen abzielt.
Frau des Dorides, welche Projekte im Pfarrgemeinderat lagen Ihnen besonders am Herzen und wie haben diese die Pfarre verändert?
In erster Linie ist es Aufgabe des Pfarrgemeinderates, den Pfarrer und die Gemeinde in pastoralen Angelegenheiten zu unterstützen. Die ehrenamtliche Arbeit zu fördern, ist für uns ein zentrales Anliegen. Großer Wert wird auch auf die Verkündigung des Evangeliums gelegt – in Form von Vorträgen, Bibelstunden mit geschulten Referenten, Andachten und meditativen Texten (speziell in der Weihnachts- und Osterzeit) Es hat mir immer viel Freude bereitet und das bereits seit 20 Jahren, derartige Angebote mit dem Pfarrgemeinderat zu organisieren und vorzubereiten. Dazu kommen die Organisation von Prozessionen, Bittgängen, der Patrozinium-Gottesdienst, die Fastenaktion „Suppensonntag“, das Fest der Jubelpaare u.a.m. Besonders beeindruckend war für mich, als 2017 das Fronleichnamsfest gemeinschaftlich begangen wurde. Alle zehn Pfarreien der Stadt Meran feierten mit Bischof Ivo Muser in der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus das Hochamt – musikalisch gestaltet von einem Gemeinschaftschor, Solisten und einem Orchester. Da nicht alle Gläubigen im Gotteshaus Platz hatten, wurde der Festgottesdienst vor dem Hauptportal auf einer Leinwand übertragen.
Welche Ziele haben Sie mit dem Pfarrgemeinderat verfolgt und welche Veränderungen erfüllen Sie dabei mit besonderem Stolz?
Eine große Herausforderung war die Pandemie-Zeit: Es durften keine Gottesdienste abgehalten werden. Es war uns jedoch, in Kooperation mit Dekan Hans Pamer, gelungen, an hohen Feiertagen mit einem kleinen Team den Gläubigen die Mitfeier der Heiligen Messe mittels YouTube zu ermöglichen. Als die Gottesdienst-Besuche wieder erlaubt waren, musste zunächst noch ein Ordnungsdienst abgestellt werden. Sehr stolz bin ich auf den großen Zusammenhalt in unserer Pfarrgemeinde in der Zeit des krankheitsbedingten Ausfalls unseres ehemaligen Dekans Hans Pamer. Wir mussten auf keine einzige Heilige Messe verzichten. Besonders danken möchte ich in diesem Zusammenhang Herrn Dekan i.R. Albert Schönthaler, der in dieser schwierigen Zeit in allen Belangen unser Ansprechpartner war.
Was motiviert Sie, sich in der Pfarrei St. Nikolaus zu engagieren, und welche Botschaft möchten Sie anderen mitgeben, die über ein Ehrenamt nachdenken?
Ich bin in einer sehr christlich geprägten Familie aufgewachsen und meine Eltern haben mir Nächstenliebe immer vorgelebt. Ehrenamtliches Engagement bereitet mir einfach Freude! Damit verbinde ich: Gutes tun und gemeinsam etwas bewegen. Daraus ergibt sich oft auch ein weiterer positiver Effekt: Man erkennt ganz neue Fähigkeiten und Stärken an sich. Interessierten möchte ich auf den Weg geben, sich ehrenamtlich einzubringen, um sich für die Gemeinschaft einzubringen. Hinzu kommt, dass das Gefühl, gebraucht zu werden und etwas Positives zu bewirken, das eigene Wohlbefinden fördert und dabei hilft, Stress abzubauen.
Wie hat Ihr beruflicher Werdegang Ihre Arbeit im Pfarrgemeinderat geprägt, und welche Erfahrungen waren für Ihre Rolle als Präsidentin besonders hilfreich?
Nach Matura (Handelsakademie) in Steyr (OÖ) und Romanistikstudium in Salzburg „landete“ ich in der Fliesenbranche als Chefsekretärin. Es hat mir großen Spaß gemacht, einerseits selbständig zu arbeiten als auch im Team Entscheidungen zu treffen. Diese Erfahrungen waren und sind für mein Amt als Pfarrgemeinderats-Präsidentin sehr nützlich. Außerdem hatte ich selten Probleme, vor einem Publikum aufzutreten. Heute kommt mir all dies bei Lesungen, Ansprachen, Andachten usw. sehr zu Gute.
Welche weiteren ehrenamtlichen Tätigkeiten haben Sie übernommen und wie haben diese Ihr Verständnis für die Gemeinde geprägt?
Noch vor Eintritt in die Schützenkompanie Meran als Chronistin habe ich mich ehrenamtlich auch auf Orts- und Bezirksebene bei einer politischen Partei eingebracht. Aufgrund der Tatsache, dass die Schützen auch sehr im kirchlichen Leben eingebunden sind, ergab sich ein intensiver Kontakt mit der Stadtpfarre St. Nikolaus, wo ich in der Folge zuerst Mitglied bei der kfb-Frauengruppe wurde und einige Monate später für den Pfarrgemeinderat kandidierte. Im Laufe der Jahre kam dann noch die Ausübung des Lektorendienstes dazu. Außerdem wurde ich Chormitglied in der Frauensinggruppe St. Nikolaus. Meine langjährigen ehrenamtlichen Erfahrungen haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich in sämtlichen Bereichen aktiv einzubringen, um auf diese Weise für viele Menschen ein Vorbild zu sein und sie fester an ihre Pfarre zu binden.
Welche Hoffnungen haben Sie für die Zukunft der Pfarrei St. Nikolaus, und welche Rolle sollte die Gemeinde in einer sich wandelnden Gesellschaft spielen?
In erster Linie geht es darum, Hoffnung zu leben, die auf dem Glauben basiert und Menschen dazu inspiriert, sich auf etwas Größeres hin zu orientieren. Das geht aber nur, wenn den Kirchenbesuchern eine echte spirituelle Erfahrung ermöglicht wird, anstatt nur formale Rituale anzubieten. Weiters hoffe ich, allein schon aufgrund des Priestermangels, auf mehr Akzeptanz für die Abhaltung von Wortgottesfeiern, d.h. eine verstärkte inhaltliche Einbindung der Laien. Persönlich wünsche ich mir eine stärkere Präsenz und Verantwortung der Frauen in der katholischen Kirche. Das müsste beim Mitspracherecht anfangen, denn bereits jetzt agieren die bei der kirchlichen Arbeit an vorderster Front. In Bezug auf die Rolle der Gemeinde in einer sich wandelnden Gesellschaft, bin ich der Meinung, dass sich die Gemeinde anpassen muss, indem sie sich als zentralen Ort der Gemeinschaft und des sozialen Engagements sieht, also nicht lediglich als Treffpunkt religiöser Feiern. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind, den wir seit dem 30. August 2025 mit unserem neuen Dekan und Pfarrer Mario Gretter gemeinsam bestreiten.
Markus Auerbach