Der Meraner Künstler Florian Prünster fängt in seinen Werken menschliche Essenz ein. Mit einem Fokus auf die Schwarz-Weiß-Technik widmet er sich der Kunst, Emotionen mit vergleichsweise geringem Materialeinsatz herauszuarbeiten.
Für ihn liegt die Schönheit des Menschen in den Nuancen der Persönlichkeit und seine Porträts sind nicht nur Bilder, sondern Geschichten, die in jedem Gesicht erzählt werden. Sein Streben nach Perfektion und seine Liebe zum Detail spiegeln sich in jedem Pinselstrich wider. Während er im täglichen Leben Inspiration findet, begeistert ihn die Herausforderung, Menschen unabhängig von Alter oder Geschlecht in ihrer authentischen, natürlichen Art darzustellen.
Herr Prünster, was inspiriert Sie in Ihrer künstlerischen Arbeit, und wie beeinflussen diese Inspirationsquellen Ihre klare Vision, bevor Sie mit der Arbeit an einem Kunstwerk beginnen?
Meine vielfältigen Inspirationsquellen sind Begegnungen im Alltag, beispielsweise mit Harley-Fahrern, Bettlern. Die Idee zur „Musiker-Serie“ entstand beim Musikhören während des Zeichnens. Meist entstehen mehrere Ideen parallel. Es folgt die Suche nach einem geeigneten Modell, das zur Idee passt. Dann wird das Modell fotografiert und die Vorlage sorgfältig ausgewählt. Schließlich beginnt die Zeichnung. Durch diesen Prozess entsteht bereits vor dem eigentlichen Zeichnen ein klares Bild davon, wie das Kunstwerk aussehen bzw. wirken soll.
Sie arbeiten mit verschiedenen Medien wie Kohle, Bleistift und Ölfarben. Welche Techniken bevorzugen Sie für Ihre Porträts und warum? Gibt es besondere Eigenschaften der Materialien, die Ihnen wichtig sind?
Für meine Porträts arbeite ich überwiegend mit Kohlestiften. Dieses Medium erlaubt es mir, starke Kontraste und feine Nuancen zu erzeugen wodurch die Gesichter mehr Tiefe und Ausdruck erhalten. So lassen sich Emotionen besonders intensiv hervorheben. Gleichzeitig experimentiere ich zunehmend mit Ölfarben. Sie eröffnen mir andere Möglichkeiten in der Farbgestaltung und im Spiel mit Licht und Atmosphäre. Wichtig ist mir, die besonderen Eigenschaften der Materialien zu nutzen. Kohle eignet sich hervorragend für kraftvolle Kontraste und um Tiefe und Emotionen hervorzuheben, während Ölfarben sich ideal für die Vielschichtigkeit und Lebendigkeit der Farben eignen.
Sie erwähnen, dass Sie die verschiedenen Eigenschaften und Facetten von Menschen einfangen möchten. Welche Schritte unternehmen Sie, um die Persönlichkeit eines Menschen in Ihre Kunstwerke zu integrieren?
Ausgangspunkt ist immer eine Idee oder ein bestimmtes Thema, das mich inspiriert. Ich suche dann gezielt Menschen, deren Persönlichkeit und Lebensumstände zu dieser Idee passen. Mir ist es wichtig, nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern auch die Persönlichkeit und Lebenswelt eines Menschen darzustellen. Beim Portrait des Harleyfahrers (I live my dream) habe ich ihn deshalb nicht allein, sondern auf seiner Maschine abgebildet, mit der er eins ist. Sein Blick in die Ferne spiegelt die Sehnsucht nach Freiheit und der Straße wider. So versuche ich, innere Facetten und Charakter in die Darstellung einfließen zu lassen.“
Sie streben danach, Kunstwerke zu schaffen, die über eine bloße Kopie eines Fotos hinausgehen. Können Sie diesen Anspruch näher erläutern und Beispiele geben, wie Sie dies in Ihrer Arbeit umsetzen?
Als Vorlage dient mir ein Foto, das Ziel besteht aber darin, durch bewusstes Arbeiten mit Licht, Schatten und Details mehr Dramatik und Lebendigkeit ins Bild zu bringen. Auf diese Weise erhält jedes Porträt meinen eigenen Charakter und eine Ausdruckskraft, die über die reine Kopie hinausgeht.
Sie haben an verschiedenen Kunstausstellungen und internationalen Wettbewerben teilgenommen. Wie erleben Sie die Reaktionen des Publikums auf Ihre Werke, und was haben diese Erfahrungen für Ihre Entwicklung als Künstler bedeutet?
Die Reaktionen des Publikums bei Ausstellungen sind für mich sehr wertvoll, denn sie zeigen, welche Emotionen meine Werke auslösen. Besonders freut es mich, wenn sich Menschen mit meinen Bildern auseinandersetzen oder wenn sie sie berühren. Positive Rückmeldungen motivieren mich und bestärken mich in meinem Weg als Künstler. Kritische Rückmeldungen helfen mir, meine Arbeit weiterzuentwickeln. Internationale Wettbewerbe motivieren mich, weil ich dort sehe, wo ich mit meiner Kunst stehe und wie sie Menschen weltweit erreicht.
Welche Herausforderungen und Freuden sind mit der Annahme an Auftragsarbeiten verbunden?
Jedes Porträt ist einzigartig. Die Herausforderung besteht darin, den individuellen Ausdruck und Charakter zu erfassen, die Erwartungen des Kunden zu erfüllen und gleichzeitig die eigene Vorstellung umzusetzen. Freude bereiten mir die positiven Rückmeldungen der Kunden sowie das Gefühl, dass meine Bilder nicht nur Kunstwerke sind, sondern auch Emotionen und Freude schenken. Ein Kunde hat einmal zu mir gesagt: „Du machst nicht nur schöne Bilder, sondern schenkst auch Freude.“ Das macht diese Arbeit für mich besonders wertvoll. Markus Auerbach