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Der Sommer-Skandal

Der Skandal brach mitten im August aus. Eine Facebook-Gruppe namens „Mia Moglie“ mit über 30.000 Mitgliedern teilte intime Fotos von Ehefrauen und Partnerinnen, ohne deren Zustimmung und forderte die Nutzer auf, Bewertungen abzugeben. Gleichzeitig wurde die pornographische Plattform „Phica“ bekannt, die seit zwanzig Jahren aktiv war und einen Umsatz von mehreren Millionen Euro erzielte. Auf dieser Website kursierten Bilder von tausenden Frauen – Schauspielerinnen, Politikerinnen, Journalistinnen, Moderatorinnen, aber auch Frauen ohne Prominentenstatus, die häufig mit Hilfe von KI in erotischer Weise dargestellt wurden. Neben künstlich hergestellten Filmszenen wurden auch heimlich gefilmte Szenen aus Umkleidekabinen, Fitnessstudios und Schwimmbädern gezeigt. Sogar Ministerpräsidentin Meloni und Oppositionsführerin Schlein waren unter den Opfern.
Als der Skandal ans Licht kam, versuchten viele Nutzer, ihre Spuren zu verwischen. Die Betreiber der Website verlangten Geld für die „Bereinigung“ der Inhalte, bevor sie die Plattform sperrten.
Die Affäre hat die italienische Öffentlichkeit erschüttert. Ahnungslose Frauen wurden zu Objekten degradiert und obszönen Kommentaren ausgesetzt. Im Fall der Gruppe „Mia Moglie“ waren es sogar die eigenen Ehemänner, die ihre Frauen in dieses Schaufenster des Ekels stellten.
Bemerkenswert ist, dass diese Webseiten den Betreibern und Behörden mehrfach gemeldet worden waren, jedoch über Jahre hinweg ein Eingreifen ausblieb. Es bedurfte erst der Aufmerksamkeit der Medien, damit diese Seiten endlich geschlossen wurden.
Inzwischen ist das Thema im Parlament angekommen. Es wurden Maßnahmen angekündigt, die die Anonymität im Netz beenden sollen. Außerdem sollen strengere Vorschriften gegen Deepfakes und Sanktionen für Plattformen, die illegale Inhalte nicht löschen, vorgesehen werden.
Auf dem Tisch liegt auch, der von mir eingereichte und von 76 SenatorInnen mitunterzeichnete Gesetzentwurf zur Einführung des Straftatbestands des geschlechtsspezifischen Hasses, mit verschärften Strafen, wenn die Tat online begangen wird. Solange diese patriarchale Kultur mit ihren frauenfeindlichen Auswüchsen nicht entschlossen bekämpft wird, wird auch die Gewalt gegen Frauen in der realen Welt nicht in den Griff zu bekommen sein. Dies scheint auch die italienische Regierung inzwischen verstanden zu haben.