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War früher alles besser oder nur anders?

Ältere Menschen haben durch ihre Lebenserfahrung einiges zu erzählen. Aus ihrem langen, arbeitsreichen Leben erzählt uns die Meranerin Anna Gögele. „Alles kann einem im Leben genommen werden, aber das Gebet kann man immer mitnehmen“, sagt sie.

Guten Tag Frau Gögele, Sie haben vor drei Jahren einen runden Geburtstag gefeiert. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?
Anna Gögele: Ganz schön. Wir haben im Garten vor dem Haus eine Messe gefeiert, bei der fast die gesamte Familie anwesend war. Gleich danach hat es aber ein Unwetter gegeben, sodass wir uns ins Haus zurückgezogen und dort weitergefeiert haben. Das gesellige Zusammensein mit Verwandten und guten Freunden war bei uns schon immer üblich und wurde vor allem von meinem verstorbenen Ehemann gepflegt.

Wie war Ihr Leben im Schnelldurchlauf?
Mit 11 Jahren bin ich bereits arbeiten gegangen und habe denselben Beruf bis ins hohe Alter und immer bei der gleichen Familie ausgeübt. Bis zu meinem 78. Lebensjahr habe ich bei der Familie Torggler als Haushaltshilfe gearbeitet. Wir hatten nie viel Geld, aber wir waren trotzdem glücklich und unser Haus war immer voller Leute. Mit 19 Jahren war ich bereits verheiratet und habe 3 Kindern das Leben geschenkt. Mein Ehemann Claudio hat bis zu seiner Pensionierung in Bozen bei der Firma Lancia gearbeitet.

Haben Sie Altersweisheiten für uns?
Mir ist der Glaube sehr wichtig. Alles kann einem im Leben genommen werden, aber das Gebet kann man immer mitnehmen. Diese Weisheit habe ich von meiner Mutter und praktiziere sie gewissenhaft weiter. Die Arbeit hat in meinem Leben immer eine wichtige Rolle gespielt. Wichtiger als die Arbeit waren mir nur meine Kinder und der Zusammenhalt in der Familie. Die Gesundheit lässt im Alter leider nach. Trotzdem bin ich dankbar, dass ich noch immer alleine und selbständig hier wohnen kann.

Welche Ziele und Träume haben Sie noch?
Ich wünsche mir, bis zu meinem Lebensende halbwegs gesund zu bleiben und eines Tages in meinem Bett sterben zu können, so wie es meiner Mutter und meiner Tante vergönnt war. Bis in mein hohes Alter war ich immer gesund und war fast nie im Krankenhaus. Alle meine Kinder habe ich daheim auf die Welt gebracht. Ich habe Typhus und einen Schlaganfall überlebt. Ich spiele gerne Lotto und bin im Rechnen und im Umgang mit Zahlen noch immer fit.

Ihr Vater und später Ihr Bruder waren Hundefänger. Ein ungewöhnlich Beruf in der heutigen Zeit. Was waren die Aufgaben eines professionellen Hundefängers?
Neute nehmen in Italien die Veterinär­ämter die Aufgaben der einstigen Hundefänger wahr. Sie befreien Haustiere aus schlechter Haltung, fangen entlaufene Hunde ein und bringen sie ins Tierheim, wo sie auf ein neues Zuhause warten. Heute gehören die Haustiere zur Familie. Damals war es ganz anders. Mein Vater und mein Bruder wurden gerufen, wenn Tiere anscheinend kein Zuhause hatten. Die Hunde wurden mit einer Fangschlinge eingefangen und für 5 Tage in ihrer Obhut genommen. Hat sich innerhalb diesen 5 Tagen niemand gemeldet, so wurde das Tier erschossen. Damals war das eben so. Mein Vater hat 9 Kinder groß gezogen und um alle satt zu bekommen, hat er diesen Beruf, zu dem er ganz zufällig gekommen ist ausgeübt

Markus Auerbach