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Im Dienst für Gott und die Menschen

Ivan Wegleiter mit Bischof Ivo Muser nach seiner Weihe zum Ständigen Diakon

Ivan Wegleiter ist 50 Jahre alt und Pfarrgemeinderatspräsident in St. Nikolaus/ Meran. Am 26. Dezember 2022 ist er zum Ständigen Diakon geweiht worden, womit in Südtirol derzeit 28 ständige Diakone wirken.

Das Ständige Diakonat ist ein eigenständiges geweihtes Amt, das geeigneten getauften Männern nach einer dreijährigen Ausbildung vom Bischof übertragen wird. Ivan Wegleiter hat bereits einen Teil des Theologiestudiums absolviert und ist zudem als Gefängnisseelsorger tätig. Im Interview spricht er über seine Herkunft, seine Berufung und seine Aufgaben als Seelsorger.

Herr Wegleiter, am 26. Dezember sind Sie zum Ständigen Diakon geweiht worden. Was sind die Voraussetzungen, um dieses Amt bekleiden zu können und was ist Ihnen als Seelsorger besonders wichtig?
Es ist sehr wichtig, die Berufung zu verspüren. Ich habe mit meinem geistlichen Begleiter, dem Regens sowie dem Bischof vorab verschiedene Gespräche geführt und erst anschließend das Gesuch gestellt. Die Entscheidung zu diesem Schritt ist über Jahre gewachsen, ich sehe es als eigenständige Berufung und nicht als Ersatzpries­teramt. Die Voraussetzung, um als Ständiger Diakon wirken zu können, ist entweder eine 3-jährige Ausbildung mit Praktikum oder ein Theologiestudium. Eines meiner Hauptanliegen wird sein, den Kontakt zu den Menschen im All­tagsleben zu suchen und zu halten, z. B. nach der Abhaltung der heiligen Messe. Das versuche ich auch in der Schule und im Gefängnis umzusetzen.

Als Zeichen ihrer Verfügbarkeit legen sich die Kandidaten während der Anrufung der Heiligen und Seligen auf den Boden vor dem Altar

Nach der Johannessegnung im Dezember mit Dekan Pamer, W. De Paoli und P. Kocevar

 

Erzählen Sie uns etwas über Ihre Familie und über Ihren Werdegang, bevor Sie Ihre Berufung verspürt haben?
Meine Familie und ich waren immer schon mehr oder weniger praktizierende Katholiken. Meine Oma und meine Taufpatin sind zudem tief religiös. Als Kind habe ich ministriert und war in der Jungschar. Mit 15 Jahren war ich bei den Salesianern in Trient im Heim. Diese Zeit war für mich sehr prägend und motivierend, da mir die Ordensleute viel Vertrauen entgegengebracht haben und ich dieses Vertrauen als Angebot und nie als Zwang verstanden habe. So wie Gott sein Angebot macht und niemanden dazu zwingt. Schließlich habe ich meinen Weg dem Ordensleben vorgezogen, um außerhalb der Klostermauern auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene zugehen zu können.

Wie haben Familie und Freunde reagiert, als Sie ihnen erzählt haben, dass Sie zum Ständigen Diakon geweiht werden?
Alle haben sehr positiv reagiert, lediglich meine Schwester und meine Mutter waren anfangs wegen meiner Entscheidung zur Ehelosigkeit etwas irritiert. Aber alle sowie die meisten meiner Freunde und Bekannten haben diese Entscheidung mit viel Respekt und Wertschätzung aufgenommen.

Stichwort Familie. Sie sind der erste Ständige Diakon, der sich dazu entschlossen hat, ein eheloses Leben zu führen. Vermisst man als ans Zölibat gebundener Diakon nicht, nie selbst eine Familie gegründet zu haben?
Ich habe mich für diesen Lebensweg bereits vor vielen Jahren entschieden und zwar als ich in das Salesianer-­Kloster eingezogen bin. So etwas wie Vaterschaft erlebe ich auf ganz andere Weise auch in der Schule oder wenn ich mit meinen Neffen und Nichten beisammen bin. Wie Don Bosco der Vater für viele war, vor allem für die sozial Schwächeren.

Lassen Sie uns auch kurz über Ihre Arbeit als Gefängnisseelsorger sprechen. Wie versuchen Sie, Gefangene zu erreichen und was können Sie ihnen anbieten?
Ich versuche, allen meinen Gesprächspartnern auf Augenhöhe zu begegnen. Ich nehme sie ernst und verurteile niemanden. Was ich tun kann, ist den Glauben und die bedingungslose Liebe Gottes anzubieten. Mit kleinen Gefälligkeiten wie Briefe aufgeben oder Kleider aus der Kleiderkammer holen, kann ich ebenfalls dienlich sein. Sind die Hilfen auch klein, so sind sie doch sehr konkret und werden wertgeschätzt. Mir wurde sehr schnell bewusst, dass viele der Ver­urteilten selber oft auch Opfer sind. Das macht mich demütig, da ähnliche Schicksale jeden von uns treffen können.

Wie wichtig ist Ihre Aufgabe in den Augen der Gefangenen?
Sehr wichtig! Für diejenigen, die das Angebot annehmen, ist es eine willkommene Abwechslung. Ich besuche sie immer sonntags, wir feiern gemeinsam den Sonntagsgottesdienst und anschließend kommen durchwegs Personen verschiedener Konfessionen zu mir. Im seelsorgerischen Dienst kümmern wir uns zu dritt um die verschiedenen Anliegen der Häftlinge: Ein Gefängnisseelsorger, ein Freiwilliger und meine Person, wobei ich der einzige deutschsprachige bin, was besonders den Einheimischen, die zumeist deutscher Muttersprache sind, zu Gute kommt.

Markus Auerbach