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Warum ich skeptisch bin

Vorsichtsmaßnahmen sind wichtig, aber nicht alle Coronavorschriften haben Logik

Gedanken zu Covid-19 und zur Impfung von Sepp Kusstatscher, ehemaliger Landtags- und Europaabgeordneter, Ehrenbürger von Villanders: „Vorsicht ja, Panik nein!“

Sepp Kusstatscher

Obwohl ich weiß, dass ich durch dieses offene Geständnis meiner vielen Zweifel über die Covid-­19-Pandemie mit all den Vorschriften und Maßnahmen wohl starke Kritik ernten werde, muss ich aus ethischen Gründen meine Meinung kundtun.

Wer schweigt, macht sich mitschuldig
Als Nichtmediziner will ich vor allem auf sozialpolitische Aspekte eingehen. Die beste Vorbeugung gegen Infektionen aller Art ist meiner Ansicht eine gesunde Lebensweise: viel Bewegung und frische Luft, gesunde und mäßige Ernährung, Beschäftigung und soziale Kontakte, genug Schlaf und Humor. Ich nehme die Coronavirus-Gefahren ernst. Deshalb respektiere ich die allgemeinen Regeln: Ich achte auf Hygiene, halte Abstand zu anderen Personen und trage Mundschutz in geschlossenen Räumen. Ich bin bei vielen Entscheidungen rund um Covid-19 vor allem deshalb skeptisch, weil es nie einen offenen und ehrlichen Diskurs unter Virologen und Immunologen, die die Sachlage sehr unterschiedlich bewerten, gegeben hat. Das Robert-Koch-Institut und wenige Experten der WHO haben sich schnell durchgesetzt. Experten mit anderen Meinungen wurden und werden ignoriert, zum Teil sogar unterdrückt und ausgegrenzt.

Es gibt keinen offenen Diskurs
Mir scheint, dass viele Menschen durch die ständige und negative Berichterstattung über diese Pandemie seit eineinhalb Jahren traumatisiert sind und von allem nichts mehr hören wollen. Traumata sind nur heilbar, wenn die Probleme durch Gespräche aufgearbeitet werden. Das passiert viel zu wenig. Derzeit ist die Gesellschaft zweigeteilt. Die Mehrheit der Bevölkerung glaubt an das Dogma, dass wir von dieser Pandemie nie mehr richtig loskommen werden und dass wir nur durch Impfen aus der Krise herauskommen können. Die strenggläubigen Dogmatiker reden nicht oder kaum mit anderen, welche die Pandemie kritisch hin­terfragen und an der Notwendigkeit so vieler und ständig wechselnder Maßnahmen zweifeln. Gleichzeitig wuchern (oft auch als Protest) auf der anderen Seite zum Teil verrückte Verschwörungstheorien. Auch diese Leute suchen keine offenen Gespräche. Es war schon früher so: Strenggläubige unterdrücken jeden Zweifel und sehen diesen sogar als Sünde an, obwohl gerade in „Glaubensfragen“ Zweifel sinnvoll, ja notwendig sind. Ein redliches Pro und Contra würden immer guttun.

Vieles bleibt unklar
Es ist unverständlich, warum Covid-19-Tote sehr selten obduziert werden. Pathologische Untersuchungen wären sicher hilfreich bei der Ursachenforschung und somit bei der Bekämpfung der Pandemie. Und: warum werden die Todesursachen nicht differenziert bekanntgegeben, z. B. durch die Angabe von Alter, von Vorerkrankungen der Verstorbenen…? Das würde vieles relativieren und insgesamt beruhigen.
Oft wird moralisierend für Impfungen geworben, vor allem mit der Begründung, um andere zu schützen. Es ist aber erwiesen, dass auch Geimpfte gar nicht selten sich selbst und andere infizieren können. So kann es sein, dass Geimpfte sich sicher fühlen und nicht aufpassen und so das Virus auf andere eher übertragen als Nicht-Geimpfte, die vorsichtig sind. Es wäre übrigens bei neuen Infektionszahlen immer auch sehr interessant zu erfahren, wer von diesen Infizierten geimpft und wer nicht geimpft ist. Es wird mit allen Mitteln Druck ausgeübt, damit möglichst alle sich schnell impfen lassen. Eine Impfpflicht wurde aber lange Zeit ausgeschlossen. Jetzt aber wird sie immer häufiger gefordert. Beim Sanitätspersonal ist inzwischen die Pflichtimpfung eingeführt worden und, wie wir aus Berichten wissen, wird gegen jene, die – aus welchen Gründen auch immer – sich nicht impfen lassen, mit unbegründeter Härte radikal vorgegangen. Alternativen, um zum Grünen Pass zu kommen, z. B. durch Testen, werden so erschwert, dass viele die Impfung wohl wie eine bittere Pille früher oder später schlucken werden.

Der Grüne Pass
Unverständlich ist, warum der Zugang zum Grünen Pass nach einem Test oder nach der Impfung nur digital möglich und so kompliziert mit Passwörtern verschlüsselt ist, ja, viel besser geschützt ist als der Zugang zu einem Bankkonto. Sehr viele, vor allem ältere Leute, sind schlichtweg überfordert. Wieso soll dieses so wichtige Dokument wie ein Geheimnis ge­schützt und abgesichert werden? Wieso bekommen die Betroffenen nicht von vorneherein dieses Dokument einfach ausgehändigt bzw. zugestellt? Auch werden immer mehr Stimmen laut, dass Nicht-­Geimpfte im Falle einer Erkrankung die vollen Spesen der Behandlung selbst bezahlen sollten. Ich wäre damit einverstanden, würden jene, die aufgrund ihres ungesunden Lebensstils (Nikotin, Alkohol, exzessiver Konsum, Ex­tremsport, überhöhte Geschwindigkeit im Verkehr…) alle Folgekosten, die daraus dem Gesundheitssystem entstehen, auch selbst bezahlen müssen.Unverständlich ist die derzeitige Drohung mit strengeren Maßnahmen, um die Krankenhäuser zu entlasten, während gleichzeitig in den Medien berichtet wird, dass aktuell (17. Juli) in Südtirol niemand in einer Covid-19-Intensivstation liegt und nur sechs Infizierte insgesamt in Krankenhäusern betreut werden müssen.  Unverständlich sind die überstrengen Maßnahmen in den Schulen. Mir ist kein gesundes Kind bekannt, das an Covid-19 schwer erkrankt oder gar gestorben wäre. Wenn Kontakte im Freien so gefährlich wären, warum hat man die fröhlichen Feiern bei der Fußball-Europameisterschaft nicht verboten? Und: Warum kommt es jetzt nach den ausgelassenen Siegesfeiern zu keinen explosionsartig ansteigenden Infektionszahlen?

Die Angst
Die konzertierten Aktionen der Angstmacherei in den Medien sind für mich verheerend. Die ab­so­luten Zahlen von Erkrankten und Verstorbenen wirken erschreckend. Relative Zahlen wären viel informativer und weitgehend beruhigender. Angst verengt den Verstand, schwächt das Immunsystem, macht depressiv und egoistisch und fördert blinden Gehorsam. Die Kollateralschäden der vielen einschneidenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, die chaotisch und in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich ergriffen wurden und werden, sind noch nicht abzuschätzen. Sie werden aber meines Erachtens wirtschaftlich, sozial sowie physisch und psychisch viel größer sein als die Pandemie selbst.

Die großen Themen werden ausgeblendet
Noch eine Anmerkung: Durch die Konzentration der Aufmerksamkeit auf Covid-19 wurden und werden sehr viele zentrale Themen der Politik und große Probleme der Gesellschaft weitgehend ausgeblendet: Demokratie, Klimawandel, ungerechte Verteilung der Güter auf dieser Welt, Gemeinwohl, Artensterben, Kriege, Plastik und Vermüllung der Meere, Korruption, Rohstoffverschleuderung, Nationalismen, Terrorismus, Bildungsfragen, künstliche Intelligenz, Individualisierung und Vereinsamung usw. – Ist das alles zufällig?