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In Nals

Foto: Gemeinde Nals

Foto: Tourismusverein Nals

Nals ist die nördlichste Gemeinde der Südtiroler Weinstraße und gleichzeitig die südlichste Gemeinde des Burggrafenamtes. Seit 2015 wird Nals von Ludwig Busetti verwaltet. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister.

Herr Busetti, Sie sind seit 2015 Bürgermeister und haben schon als Vizebürgermeister die Entwicklung der Gemeinde hautnah miterlebt. Was sind die Meilensteine der vergangenen Jahre?
Eines der herausragenden Projekte der vergangenen Jahre war der Bau des neuen Rathausplatzes, gemeinsam mit dem neu errichteten Rathaus in den Jahren 2004 bis 2006. Seitdem bildet das Rathaus wieder das Zentrum der Dorfgemeinschaft von Nals. In Anlehnung an die Bedeutung der Gemeinde als kleinste demokratische Einheit des Staates wurde das neue Gebäude so konzipiert, dass es auch architektonisch Transparenz und Offenheit zum Ausdruck bringt. Besonders deutlich macht dies der verglaste Boden des Ratssaales, welcher direkten Blick in das darunterliegende Foyer gewährt. Auch die Neugestaltung der Zufahrt zur MeBo, welche durch einen Geh- und Radweg erweitert wurde, gehört zu den Projekten, auf die wir in Nals besonders stolz sind.
Vor allem, da Sport und Bewegung einfach zu unserer Gemeinde gehören. Dafür zeugt auch die Neugestaltung der Sportzone, mit Schwimmbad, einer Minigolfanlage, Tennisplätzen, einem Beachvolleyballfeld, einem Festplatz sowie einem eigenen Fußballplatz. Doch auch die Errichtung des neuen Probelokals für die Musikkapelle im Haus der Vereine ist ein Projekt, welches durchaus erwähnenswert ist. Die Sanierung der Kanalisierungsleitungen konnten wir in den vergangenen Jahren bis zu 95 % fertigstellen. Die Arbeiten an den Trinkwasserleitungen hingegen konnten bereits vollständig abgeschlossen werden. Bei einem Trinkwasserprojekt  wurde die Qualität des Trinkwassers 2006 bei einer Wasseranalyse kontrolliert und mit der Auswertung „gesundes Wasser mit leichter Annäherung an Quellwasserqualität“ bestätigt.

Foto: Gemeinde Nals

Sie nannten das Haus der Vereine. Welchen Stellenwert haben die Vereine in Nals?
Sie haben einen hohen Stellenwert. Dabei sprechen wir von Vereinen für Jung und Alt, sportlich Aktive sowie sanfte Genießer. Im Sport haben wir auch einen starken Amateursportverein mit den Sektionen Rad vertreten durch den Mountain-Bike-Club „Sunshine Racers“, Kegeln, Ski  sowie Yoseikan Budo. Doch auch in Kultur und Soziales sind gleich mehrere Vereine aktiv. Dazu zählen der Nalser Kinderchor „Die Goldkehlchen“, der seit über 100 Jahren bestehende Kirchenchor Nals, die Katholische Jungschar, eine Volkstanzgruppe, der Nalser Seniorenclub, eine Zweigstelle des Katholischen Familienverbandes sowie die Ortsgruppe der Südtiroler Bäuerinnen. Außerdem sind wir besonders stolz darauf, auch eine tüchtige Schützenkompanie sowie ein starkes Kommando der Freiwilligen Feuerwehr im Ort zu haben, welche immer wieder verschiedene kulturelle Veranstaltungen organisieren und überall mithelfen, wo immer Not am Mann ist.

Im Sport gibt es den Mountain-Bike-Club „Sunshine Racers“. Was ist das Besondere dieses Vereins?
Das Radfahren hat in Nals eine lange Tradition. Einerseits durch die angrenzende Weinstraße im Tal, die bestens zum Radfahren geeignet ist, andererseits auch aufgrund der zahlreichen Mountainbike-Routen in den höheren Lagen. Um vor allem die Jugend für das Radfahren zu sensibilisieren und zu fördern, wurde 1996 der Verein „Sunshine Racers A.S.V. Nals“ gegründet und zählt heute über 100 Mitglieder. Die Athleten werden in zwei verschiedenen Trainingsgruppen unterschiedlich gefördert. Das sogenannte „Junior-Race-Team“ besteht aus Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren, welche ihrem Alter entsprechend zwischen 5 und 18 Stunden pro Woche sowohl mit dem Rennrad als auch mit dem Mountainbike im Gelände trainieren. Das „Racer Team“ besteht hingegen aus 20 Sportlern, die von einem professionellen Trainerteam individuell betreut werden und sowohl nationale als auch internationale Rennen wie das Europacup-Rennen oder einige Weltcuprennen bestreiten. Ein besonderes Highlight des Vereines fand vom 14. bis 15. April in Nals statt, als beim Marlene Südtirol Sunshine Race der UCI Junior Series im Mountain Bike Cross Country sowohl natio­nale als auch internationale junge Sporttalente aufeinander trafen und eine anspruchsvolle Strecke von 4 km quer durch das Gemeindegebiet befuhren.

Neben der Sportzone befindet sich auch ein Reitstall. Erzählen Sie uns davon.
Der Reitstall Nals wird vom Nalser Reitverein geführt und bietet Bestallungen für 30 Pferde. Vor allem die Lage inmitten eines kleinen Waldgebietes macht den Reitstall so besonders.

Radrennen: Start der Männer, Foto: Arnold Klammer

Für mehr Kultur setzt sich hingegen seit geraumer Zeit auch die Kulturinitiative „Kulturforum“ ein.
Das Kulturforum Nals wurde 1990 auf Initiative von Dr. Reinhold Perkmann gegründet, welcher seitdem als Präsident dem Kulturforum vorsteht. Das Anliegen dieser Kulturinitiative ist es, Veranstaltungen zu organisieren. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder klassische und moderne Konzerte von Ensembles aus dem In- und Ausland auf Schloss Schwanburg und später auf der Burg Kasatsch sowie verschiedene Matineen und Soireen mit bekannten Jazzgruppen, Kinderzirkuswochen, Theateraufführungen in der Schule, Kasperletheater und Zauberer im Kindergarten, Lesungen mit bekannten Autoren sowie der zur Tradition gewordene Adventabend am ersten Adventsonntag jeden Jahres angeboten. Mehrere mittelalterliche Bauwerke, wie das Schloss Payersberg, der Ansitz Stachelburg, die Schwanburg, sind Bauwerke aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. Ein weiterer Zeitzeuge des Mittelalters ist die Burg Kasatsch aus dem 12. Jahrhundert, bekannt auch unter dem Namen „Pfeffersburg“. Ihr Name ist von der lateinischen Bezeichnung „casaccia“ abgeleitet und bedeutete so viel wie „großes Haus“. Der Beiname „Pfeffersburg“ bezieht sich hingegen auf die zeitweiligen Besitzer, die sich „Von Pfeffersberg“ nannten. Nachdem die Burg Kasatsch im Laufe der Jahrhunderte immer wieder die Besitzer wechselte, stand das Anwesen ab 1600 schließlich endgültig leer und war dem Verfall ausgeliefert. Einige Reste des Mauerwerks erinnern heute noch an die ursprüngliche Form der Burg. Die Siedlungsgeschichte um Nals reicht jedoch viel weiter zurück. Dies belegen mehrere archäologische Funde aus der Eisenzeit, dem 1. Jahrhundert vor Christus. Eine kleine Sensation bot sich bei den Ausgrabungsarbeiten eines Gräberfeldes mit Brandbestattungen, welche sogar für das 7. bis 6. Jahrhundert datiert wurden. Dazu erklärte die Direktorin des Landesamts für Bodendenkmäler und Archäologin Catrin Marzoli in einem Interview: „Die stark kohlehaltige Erde deutet darauf
hin, dass Feuer angezündet wurden; an Kleinfunden konnten vor allem überaus zahlreiche Henkel von Krügen geborgen werden. Das gesamte Areal wurde von unseren Vorfahren über Jahrhunderte aufgesucht, davon zeugen zahlreiche Kleinfunde.“

Was wurde nach Abschluss der Grabungsarbeiten aus den archäologischen Funden?
Die historischen Funde wurden nach Abschluss der Arbeiten archiviert und werden nun bis auf weiteres sicher aufbewahrt. Mit der Errichtung des neuen Standortes für unsere Bibliothek und des Probelokals für den Chor soll auch ein kleines Museum entstehen, in dem die Ausgrabungen dann besichtigt werden können.

Nals war um Christi Geburt schon besiedelt. Ausschlaggebend dafür war die direkte Anbindung an die römische Kaiserstraße über die Alpen, die so genannte Via Claudia Augusta.  Wie groß ist die Gemeinde heute?
Die Gemeinde Nals erstreckt sich über eine Gesamtfläche von rund 12,35 km2 und schließt die Ortsteile Unter- und Obersirmian mit ein. Ungefähr 500 ha davon werden landwirtschaftlich genutzt, darunter 410 ha vorwiegend von Obst- und Weinbau. In den Tallagen werden vor allem Gala, Golden, Fuji und Pink Lady kultiviert. In den Hanglagen hingegen konzentriert sich die Landwirtschaft auf den Weinbau, der in Nals eine lange Tradition hat und dessen Erzeugnisse schon mehrmals ausgezeichnet wurden. Das Siedlungsgebiet von Nals konzentriert sich vor allem um die Dorfmitte sowie die Ortszentren der Fraktionen Unter- und Obersirmian. Dabei bilden der Höllentalbach, der Prissianer, der Grissianer Bach und die Etsch die natürlichen Grenzen des Gemeindegebiets.
Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor für die Gemeinde. Einige Weine aus Nals wurden international ausgezeichnet.
Der Süßwein Baronesse Passito Moscato Giallo Baron Salvadori 2014 der Kellerei Nals Margreid zum Beispiel ist in diesem Jahr mit einem der wichtigsten Auszeichnungen Italiens prämiert worden, und zwar dem sogenannten „Oscar del Vino“, den der Weinführer „Bibenda“ vergibt. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen in den vergangenen Jahren wurde die Kellerei Nals Margreid 2014 vom Gambero Rosso auch für die Produktion des „besten Weißweins Italiens“ ausgezeichnet, eine Anerkennung, über die wir in Nals durchaus stolz sind.

Wie sieht es mit dem Tourismus in Nals aus?
Neben der Landwirtschaft steht der Tourismus als die zweitstärkste Wirtschaftskraft der Gemeinde da. Die Nächtigungen haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen und verteilen sich auf ein touristisches Angebot, bestehend aus Urlaub auf dem Bauernhof, Apartmentvermietung, einer Campinganlage sowie mehreren 3- und 4-Sterne-Hotels. Außerdem kann Nals eine vielseitige und sehr gut aufgestellte Gastronomie anbieten.

Wie steht es um die Wirtschaft in Nals?
Die Betriebe haben sich vor allem in der Gewerbezone Giessen niedergelassen, die sich unmittelbar an der Auffahrt zur MeBo befindet. Hier haben sich Unternehmen im Tief- und Hochbau, eine Karosseriewerkstatt, eine Bäckerei sowie mehrere Dienstleister angesiedelt. Außerdem befindet sich auch eine Tankstelle in unmittelbarer Nähe, die den Wirtschaftsstandort umso attraktiver macht.
In der Gruppierung „die Handwerker Nals“ haben sich die Nalser Handwerksbetriebe zusammengeschlossen, um sich zu unterstützen und eine gemeinsame Vermarktung voranzutreiben. Erste Erfolge zeigen sich bereits und werden durch Präsentationen in verschiedenen Medien weiterhin forciert.

Nals hat auch in Sachen Bildung einiges zu bieten.
Die Lichtenburg versteht sich als ein Sozialbildungszentrum für berufliche und persönliche Weiterbildung und wird von der Stiftung St. Elisabeth verwaltet. Die Stiftung wurde 2009 von der Caritas der Diözese Bozen-Brixen und der Stiftung Liebenau aus Baden-Württemberg gegründet. Mittlerweile bietet die Lichtenburg über das ganze Jahr ein breitgefächertes Programm bestehend aus über 200 Seminaren und Veranstaltungen sowie neun Seminarräumen, die immer wieder für diverse Tagungen gebucht werden.
Eine Besonderheit in Nals bildete bis 1991 auch die Sirmianer Bergschule, in der viele Jahre lang die Kinder aus der höhergelegenen Fraktion Sirmian auf nur 39 m2  unterrichtet wurden. Nachdem jedoch immer weniger Kinder das Angebot der Bergschule nutzten, wurde die Schule Anfang der 1990er Jahre aufgelöst. Heute besuchen die Kinder von Sirmian gemeinsam mit den Kindern von Nals die Grundschule und den Kindergarten von Nals. Für die Mittelschule sind die Kinder auf  die umliegenden Gemeinden verteilt.

Wissenswertes
Einst gehörte auch der Bergbau zu Nals. Über viele Jahrhunderte hinweg wurden in Nals vor allem Blei und Silber abgebaut. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat der Abbau von Erzen seine Attraktivität verloren. Auch ist der leerstehende Stollen heute nicht mehr begehbar. Er befindet sich zwischen Nals und Prissian.

von Philipp Genetti