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Schloss Braunsberg, Lanas Wahrzeichen

Hoch über der Gaulschlucht erhebt sich auf einem Felssporn  Schloss Braunsberg mit weißer zinnengekrönter Glockengiebelfassade.

Seit jeher gilt Braunsberg aufgrund der weitum sichtbaren Höhenlage als eines der Wahrzeichen von Lana. Mit majestätischer Anmut kann man vom Schlosshügel aus über die Dächer der 150 Meter tiefer liegenden Marktgemeinde die gesamte Burg­gräfler Talsohle bis nach Meran überblicken. Die Höhenburganlage ist zu Beginn des Mittelalters um 1150 an strategischer Stelle erbaut worden, wohl auch zur Wegekontrolle der dort vorbeiführenden Zufahrt ins Ultental.

Die Burggeschichte
Nach dem Erstbesitz derer von Braunsberg ging die Burg um 1360 zwischenzeitlich an die Grafen von Brandis und Andrian, um dann in landesfürstlichen Besitz zu gelangen. Um 1492 vergab Kaiser Maximilian I. die Burg samt Landgericht Ulten und Wasserrechten zu Lehen an die Grafen Trapp aus dem Vinschgau. Dieses bedeutende Tiroler Adelsgeschlecht hatte den Burgbesitz viele Generationen lang über vier Jahrhunderte inne. Um 1510 sollen Teile der südseitigen Wehrmauer sowie des Turmgebäudes in den Steilabfall zur Gaulschlucht abgestürzt sein. Die genaue Chronik dazu ist nicht verbrieft, jedoch erbringen nachgebesserte Steinmauern den Beweis dafür. Brauns­berg wurde jedoch über viele Jahrzehnte hinweg kaum bewohnt oder nur als Sommerresidenz genutzt, wodurch die Instandhaltung litt. Um 1670 wurde die Burgkapelle romanischen Ur­sprungs talseitig erweitert um ei­nen Renaissancechor mit Sakristeianbau. Eine umfassende Instandsetzung aller Bauten erfolgte um 1925 durch Gotthard Graf Trapp.
Auf Erbwegen mütterlicherseits kam der in England lebende Oswald Graf Strachwitz 1969 in den Besitz von Schloss Braunsberg, der 1997 an dessen Sohn Rupert überging.

 

Die Baulichkeiten

Innenansicht der St.-Blasius-Kapelle

Eine massive Wehrmauer umfriedete ursprünglich die Hügelburg­anlage. Aus Bruchsteinen mit inzwischen vermauerten Schwalbenschwanzzinnen war sie bis zu 10 Meter hoch und fast 2 Meter stark. Sie bildet die nordseitige Außenwand des in Ost-West-Rich­tung verlaufenden Wirtschaftstraktes, dessen Räumlichkeiten  heu­te die Wohnräume der Grafenfamilie auf zwei Ebenen bergen. Die durchwegs fünf Meter hohen Räume mit Sichtbalkendecken im Hochparterre sind innen verbunden und vom windgeschützten Innenhof aus über Steinstufen unter romanisch anmutenden Gewölbebögen zugänglich. Der Verwendungszweck längst vergangener Zeiten entsprach der landwirtschaftlichen Nutzung; in einem dieser Lagerräume stand Südtirols älteste Weintorggl aus dem Jahre 1570, welche seit 1990 im Lananer Obstbaumuseum zu bestaunen ist. Eine steile überdachte Außentreppe führt ins Ober­geschoss mit den heutigen Schlafräumen und einer originellen, einzigartigen Stube mit Tonnengewöbe über Esstisch und Bank – vollverkleidet mit massiven handgehobelten Balken aus dem 16. Jh. Ein kleiner gemauerter Bauernofen vervollständigt die­ses historische Kleinod als hei­melige Wohnzelle des Schlossherrn. Durch andauernde Renovierungsarbeiten der letzten Jahrzehnte, durchgeführt von der Gra­fenfamilie in Abstimmung mit dem Denkmalamt, wurden nordseitig fünf größere Öffnungen als Fensterreihe und zwei grö­ßere Fenster südseitig verwirk­licht. Die gesamte Länge des Wohn­palas nach Süden gegen den idyllischen Innenhof hin nimmt ein reizvoller Solder als Loggia­gang mit blumengeschmücktem Geländer ein. Ihm gegenüber er­hebt sich ein rechteckiger steingemauerter Turm mit Giebeldach anstelle des ursprünglichen Burgfrieds. Darin befindet sich ein groß­zügiges Arbeitszimmer des Grafen Rupert, welcher mit Ehefrau und drei Kindern erst seit wenigen Jahren ganzjährig auf Brauns­berg wohnt. An der Begrenzungsmauer zur Gaulschlucht südwärts darunter befindet sich das Rundbogentor als Eingang/Aufgang zum Schlossinnenhof.

 

Die St.-Blasius-Schlosskapelle

Mit Fresken geschmückter Spitzbogeneingang zur Kapelle

Zur Talseite nach Südost zeigt sich der weißverputzte Kapellenvorbau mit darüber angeordneter Zin­nenfassade samt Glockenstuhl und großem gemaltem Uhrenzifferblatt als schmale, einprägsame Frontsilhouette von Schloss Brauns­berg. Im Inneren überrascht die helle Größe dieser Andachtskapelle mit Zugang vom ma­lerischen Schlossinnenhof durch ein doppelflügeliges geschnitztes Eichenportal im steinernen Spitzbogenrahmen samt umgebender großflächiger Wandmalerei in Seccotechnik. Die gut­erhaltenen Fresken zeigen die Hei­ligen Vigilius, Diözesanpa­tron, und Blasius, Kapellenpatron, darüber zwei Engel mit dem Schweiß­tuch der Veronika, seitlich in der Freikanzel-Nische ein ge­rahmtes Kruzifix. Der Kapellenaltar mit rundbogigem Altarblatt zwischen Ziersäulen aus dem Jahr 1660 wird von einem zierlich bemalten Bogengewölbe überspannt. Er steht mittig zwischen beidseitigem Chorgestühl mit dem Stifter-Wappen der Trapp und den beiden lichtspendenden Fenstern nach Osten. Diese bedeutende Kapelle, gerne genutzt für Hochzeiten wie für Jubiläen, vereinigt in sich mehrere Stilepochen. Sie ist mit dem Patroziniumsfest zum Hl. Blasius an jedem 3. Feber längst Kultstätte in Lana. Zur weiteren Ausstattung gehören wertvolle Reliquien wie der Silberne Kelch aus dem 13. Jh, antike barocke Engelstangen, Gemälde und Skulpturen. Der Verein Freunde Schloss Braunsberg mit ständig wachsenden Mitgliedern hat sich zum Ziel gesetzt, die Förderung und Erhaltung des historischen Kulturdenkmals Schloss Braunsberg als Veranstaltungsort und Gemeinschaftsgut auch für künftige Generationen in Oberlana sicherzustellen und zugänglich zu machen.

von Jörg Bauer